Walt Disney im Kampf mit Netflix
Freitag, 23. August 2019Lesezeit: 4 Minuten
Bereits
2017 gab Walt Disney bekannt den Streamingdienst Disney+ aufzubauen und sagte
Netflix den Kampf an. Den Aufbau der eigenen digitalen Infrastruktur und Inhaltsbibliothek
lässt Disney sich viel Geld kosten. Ende diesen Jahres wird der Streamingdienst
auf den US Markt gebracht. Die Frage, kann sich Disney gegen Marktführer
Netflix durchsetzen?
Nach der Vorstellung des neuen Videostreaming-Dienstes
von Apple im März diesen Jahres, präsentierte im vergangenen April auch Walt
Disney seinen Streamingdienst Disney+. Seit der Ankündigung von Disney+
erklärte Bob Iger, der CEO von Disney, den Streamingdienst zur obersten
Priorität. Somit setzt Iger die Zukunft von Disney auf den Kampf mit führenden
Technologiekonzernen, allen voran Netflix, deren Kräfte er entschlossen ist entgegenwirken
zu können. Dies könnte eine neue Ära für das, laut Financial Times, weltweit
größte traditionelle Medienunternehmen einleiten. Der erste Grundbaustein in
der Entwicklung zu einem Streamingdienstanbieter wäre mit Disney+ zumindest
gelegt.
Mit Disney+ sollen die Fans von Disneys beliebten Produktionen angesprochen
werden. Diese umfassen Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic, wie
sie anfangs auf dem Streamingdienst gruppiert werden sollen. Mit dem
Markteintritt werden diese Inhalte nicht länger auf Netflix verfügbar sein,
wodurch dem Marktführer im Streamingbereich, mit derzeit mehr als 151 Mio.
Abonnenten, Umsatztreiber verloren gehen. Bereits im Vorfeld zum Start der
neuen Streamingdienste unter anderem von Disney und Apple, konnte Netflix
zuletzt nicht mit seinen Quartalszahlen überzeugen. Sorgen bereitete Netflix
Anlegern, neben dem verfehlten Zuwachsziel in der Zahl der Abonnenten, der
erstmalige Rückgang in Höhe von 130‘000 Abonnenten im US Markt. Dieser
einmalige Rückgang muss noch nicht beunruhigen, zumal die Gebühren für die
Nutzung von Netflix in den USA um 18% stiegen und der Gewinn die Erwartungen
leicht übertraf.
Wie wird sich Walt Disney gegen
Netflix durchsetzen können?
Iger verfolgt hohe Ziele mit Disney+. Das Unternehmen erwartet bis 2024
zwischen 60 bis 90 Millionen Abonnenten zu erlangen. Bis 2020 würde Disney+
mehr als 500 Filme und 75.000 Fernsehepisoden anbieten. Auszeichnen soll sich
der Streamingdienst, laut Iger, durch mehr Qualität statt Quantität. Binge-Watching
(das Schauen von mehreren Folgen einer Fernsehserie am Stück) ist bei Netflix
zu einem großen Problem geworden, da das Unternehmen nicht mit der Produktion
von eigenen Inhalten hinterherkommt und die Qualität teilweise auf der Strecke
bleibt. Netflix, dessen Geschäftsmodell auf hohem Abonnentenzuwachs beruht und
sich aus Kreditaufnahmen finanziert, muss die Balance zwischen höheren Preisen
und einem Abonnentenzuwachs finden.
Der Zuschauerschwund bei Netflix im letzten Quartal
stärkt die Hoffnungen von Anlegern, dass es Disney gelingen könnte, im
Streaming-Business Erfolg zu haben. Der Einstiegspreis von Disney+ wird bei USD
7 liegen, was fast der Hälfte von dem Preis entspricht, der von Netflix
aufgerufen wird. Zusätzlich werden Hulu und ESPN+ im Bündel mit Disney+ für USD
13 angeboten. Mit diesen Preisen geht Walt Disney davon aus, dass Disney+ erstmals
im Fiskaljahr 2024 einen Gewinn abwerfen wird, doch könnte dies die
Konkurrenzfähigkeit gegenüber Netflix stärken.
Die Lage nach den Quartalszahlen
Nachdem die Aktie von Walt Disney Mitte letzter Woche noch auf ihrem
Allzeithoch notierte, blickten die Anleger gespannt und mit hohen Erwartungen
auf die Zahlen des dritten Geschäftsquartals Anfang dieser Woche. Die
Erwartungen gingen nicht zuletzt mit dem Debüt von Avengers: Endgame und den
Kassenschlagern wie Toy Story 4, Captain Marvel und Aladdin einher. Disneys Quartalszahlen
bestätigen das erfolgreichste Jahr an der Abendkasse für jedes Filmstudio der
Geschichte. Den Erwartungen der Anleger konnte Walt Disney am Dienstag
allerdings nicht gerecht werden.
Insgesamt erzielte das weltweit größte Medienunternehmen in den drei
Monaten bis Juni einen bereinigten Gewinn von USD 1,35 pro Aktie bei einem
Umsatz von USD 20,3 Mrd.. Dies lag deutlich unter den Analystenerwartungen für USD
1,72 pro Aktie bei USD 21,4 Mrd. Umsatz. Der Jahresüberschuss betrug USD 1,8 Mrd.,
nach USD 2,9 Mrd. im Vorjahresquartal. Während die Umsätze in den Disney-Studios
um 33% und im Fernsehgeschäft um 21% zulegten, stiegen die Gesamtkosten um 55%
auf USD 17 Mrd. im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Bereich Direkte
Konsumentenansprache, wo auch Disney+ angesiedelt ist, verzeichnete im letzten Quartal
einen Verlust in Höhe von USD 553 Mio., nach einem Minus von 168 Mio. im Vorjahr.
Dies sei vor allem in den hohen Kosten für den Vorstoß in den
Streamingdienst-Bereich begründet. Auch die Performance der erworbenen
Geschäftsbereiche von Fox entsprachen nicht den Erwartungen und drückten auf
das Ergebnis.

Da mit neuen Akquisitionen und dem Aufbau neuer Geschäftsbereiche hohe
Kosten einhergehen, sollte das Potential von Disney auf lange Sicht betrachtet
werden. Durch die Größe der Inhaltsbibliothek von Disney und dessen Erfolg in
der Produktion von eigenen Inhalten, befindet sich das Unternehmen in einer
guten Ausgangslage für den Markteintritt im November. Neben der Akquisition von
ausgewählten Geschäftsbereichen von Fox durch Walt Disney, ist auch sonst die
derzeitige M&A Aktivität auf dem Markt für Medienunternehmen und
Streamingdienstleister hoch. Die wachsende Konkurrenz für Marktführer Netflix
ist ein Indiz für die zukünftige Entwicklung der Medienindustrie hin zum
Streaminggeschäft. Es wird sich zeigen, ob Disney Anbietern wie Netflix und
Amazon Prime Marktanteile wird abnehmen können.
Die Aktien im
Überblick
Die Walt Disney Aktie
wird aktuell bei USD 137,89 (08.08.2019) gehandelt. Das Jahreshoch lag bei USD 147,15
(29.07.2019), das Jahrestief bei USD 100,35 (24.12.2018). Bei Bloomberg setzen 23
Analysten die Aktie auf BUY, 8 auf HOLD und 1 Analyst auf SELL.
Die Netflix Aktie wird
aktuell bei USD 315,90 (08.08.2019) gehandelt. Das Jahreshoch lag bei USD 386,80
(02.10.2018), das Jahrestief bei USD 231,23 (26.12.2018). Bei Bloomberg setzen 31
Analysten die Aktie auf BUY, 9 auf HOLD und 4 Analysten auf SELL.
Da der weitere Kursverlauf der Aktien von einer Vielzahl
konzernpolitischen, branchenspezifischen und ökonomischen Faktoren abhängig
ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen
berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen, als Anleger
es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.
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