Thematisch punkten
Mittwoch, 10. Januar 2018Lesezeit: 8 Minuten
Weil ihre Dynamik stark ist, treiben viele Trends die globalen Kapitalmärkte an. Themeninvestments könnten vor diesem Hintergrund
in einem Anlageportfolio Mehrwert schaffen – und zukunftsträchtige Akzente setzen.
Insbesondere in herausfordernden Zeiten kann es helfen,
unkonventionell zu denken und den Anlagekosmos aus
einem anderen Blickwinkel zu betrachten. «Think outside
the box» ist ein gängiger Spruch, der in vielen Bereichen
zum Credo geworden ist und neue Chancen eröffnen
könnte. Auch bei der Geldanlage werden vermehrt unterschiedliche
Ansätze in Erwägung gezogen.
Sind klassische Portfolioansätze überholt?
Nicht nur, dass die Effektivität klassischer Zinsanlagen
heute zunehmend infrage gestellt wird. Auch bewährte
Aktienstrategien gelten längst nicht mehr als Erfolgsgaranten
für ein erfolgreiches Investment. Im White Paper
«From indexes to insights: The rise of thematic investing»
(2014) von McKinsey, das drei Jahre nach der Ersterscheinung
immer noch in vielen Expertenbeiträgen
Anwendung findet, führen die Verfasser traditionelle
«Relative Investment»-Ansätze an. Es sind Portfoliostrategien,
die auf den Performance-Vergleich eines Anlageportfolios
gegenüber einem theoretischen passiven
Referenzportfolio oder Vergleichsindex fokussieren.
Das Ziel, mit dem sich viele Portfoliomanager lange zufriedengegeben
hatten: besser abschneiden als der
Vergleichsindex. Doch nun besteht Handlungsbedarf –
denn die inhärente Kurzsichtigkeit der klassischen
Relative-Value-Strategie steht im Widerspruch zur langfristigen
Natur eines Anlageportfolios. Dadurch und
als Folge des ausschliesslichen Fokus auf die Benchmark
könnten Chancen verpasst werden. Trends, die ihre
starke Dynamik in vielen neuen Bereichen entfalten, bleiben
mit dem herkömmlichen Ansatz des Benchmarkings
unberücksichtigt. Damit könnten in der Zukunft unerwünschte
Risiken entstehen. Eine Lösung, mit der man
der Problematik teils entgegenwirken könnte, wäre
das Einbauen von Themeninvestments ins Portfolio.
Thematische Satelliten fürs Portfolio
Zwar handelt es sich bei Themeninvestments keineswegs
um etwas Neues. Doch um neue Wege zu gehen,
reicht es manchmal aus, verschiedene Sachverhalte,
die sich bewährt haben, miteinander zu kombinieren.
Themeninvestments lassen sich zum Beispiel gut in
eine Core-Satellite-Strategie einbetten – ein lange bekannter
und auch vielfach erprobter Portfoliomanagement-Ansatz. Dessen Grundidee: Das Portfoliovermögen
wird in eine Kernanlage sowie in mehrere Satelliten aufgeteilt.
Beim Kern, dem sogenannten «Core», handelt es
sich um ein eher wertbeständiges Investment, das
den grössten Teil des Investmentportfolios in sich bindet.
Üblicherweise wird mit unterschiedlichsten Anlageinstrumenten
und über sämtliche Anlageklassen hinweg
breit diversifiziert; die Auswahl der Core-Portfolio-
Bestandteile entspricht dabei den Präferenzen sowie
der Risikoneigung des Portfolioinhabers und enthält
oft Benchmark-ähnliche Aktienportfolios oder ETFs. Im
Fall von Aktienanlagen können zum Beispiel Titel von
mehreren breit aufgestellten Leitindizes verschiedener
Weltregionen eingesetzt werden. Sie reflektieren üblicherweise
die Entwicklungen grosskapitalisierter globaler
Werte. Bei den Satelliten andererseits handelt es sich
um voneinander unabhängige Einzelanlagen. Weil sie vom
Kern losgelöst sind, erinnern sie bildlich gesprochen
an Trabanten, die um einen Planeten kreisen. Die Aufgabe
der Satelliten ist es, Zusatzerträge zu erwirtschaften
und die langfristige Strategie mit taktischen Akzenten zu
bereichern.
80% der Aufgabe durch 20% Mitteleinsatz erledigen
Mit dem diversifizierten Portfoliokern einer Core-Satellite-Strategie könnte man also Chancen des breiten
Marktes wahrnehmen und Risiken im Zaum halten.
Setzt man dabei Themeninvestments als Satelliten ein,
könnten diese durchaus als potenzielle Renditetreiber
fungieren. Die im Vergleich zum Kerninvestment höheren
Renditechancen der Themen sollen eine Überrendite –
das sogenannte Alpha – erwirtschaften. Der Satellit sollte
sich dazu weitestgehend unabhängig vom Kerninvestment
entwickeln: die Voraussetzung, um überhaupt eine
Überrendite gegenüber dem defensiveren Kernportfolio
erzielen zu können. Höhere Ertragschancen bedeuten aber auch höhere Risiken. Daher gilt es, bei der Art und
Menge der infrage kommenden Satelliten das persönliche
Risikoprofil im Auge zu behalten. Oft wird im Portfoliomanagement
auf die sogenannte 80:20-Regel zurückgegriffen.
80% des Portfolios werden also in den Kern und
20% in die Satelliten investiert. Weshalb dieses Verhältnis
so oft angewendet wird? Das nach seinem Erfinder
Vilfredo Pareto benannte Pareto-Prinzip besagt, dass sich
mit nur 20% des Mitteleinsatzes 80% einer Aufgabe
erledigen lassen. Dies treffe der Theorie zufolge auf viele
Bereiche zu. Auch bei der Core-Satellite-Strategie steht
oftmals ein Anteil von 20% Satelliten für 80% der
Ertragschancen, jedoch auch für 80% des Risikos. Natürlich ist ein Anleger nicht verpflichtet, genau diese
Rendite-Risiko-Dosierung im Rahmen seiner individuellen
Core-Satellite-Strategie umzusetzen. Ein risikoärmer
ausgestaltetes Portfolio kann auch einer 90:10-Regel
folgen, während risikofreudigere Investoren Anteile
von 65 zu 35 aufbauen könnten.
Trends einfangen, wenn sie beginnen
Doch woraus können die höheren Renditechancen der
Themensatelliten resultieren? Die Grundidee des thematischen
Investierens besteht einfach gesagt zunächst
darin, eine «andere gute Idee» – also das Thema – renditetechnisch
zu nutzen. Im Mittelpunkt steht keine spezifische
Aktie, Branche oder Region. Fokussiert wird vielmehr
auf Unternehmensaktivitäten, die von den Trends
potenziell profitieren und sich infolgedessen positiv entwickeln
könnten. Der Gedanke: Wenn Geschäfts-,
Umsatz- und Ertragsentwicklungen stark von einem
bestimmten Thema profitieren, dann vielleicht auch dank
steigender Nachfrage die Aktienkurse. Für den Erfolg
eines Anlagethemas ist während der gesamten Anlagedauer
ausschlaggebend, wo und auf welche Weise
sich Ertrag und Risiko konzentrieren. Doch nur, weil ein
Trend Fahrt aufnimmt und daraus Anlagethemen hervorgehen
können, muss er nicht auch automatisch zu
positiven Renditen führen. Für manche Investments ist
es schlichtweg noch zu früh und für andere schon zu
spät. Ideal wäre es, einen potenziell starken Trend einzufangen,
wenn er beginnt. Man muss ihn also frühzeitig
erkennen und daraus resultierende Themen ebenso frühzeitig
identifizieren. In vielen Fällen ist es ratsam, eine
Investition zu tätigen, bevor es die breite Masse tut. Denn
wenn das Gros der Investoren ein Thema einmal für sich
entdeckt hat, besteht wegen des steigenden Interesses
die Gefahr der Aktienverteuerung. Damit wird deutlich,
dass nicht nur das frühzeitige Erkennen, sondern auch ein
schneller Marktzugang und eine gewisse Flexibilität bei
möglichen Anpassungen unerlässlich sind.
«A good hockey player plays where the puck is. A great hockey player plays where the puck is going to be.»
Wayne Gretzky, ehemaliger Eishockeyspieler (nach wie vor Rekordhalter in Punkten)
Analysieren, identifizieren, selektieren
Wayne Gretzky, ein herausragender Eishockeyspieler,
sagte einmal: «Ein guter Spieler spielt dort, wo die
Scheibe ist. Ein grossartiger spielt dort, wo sie gleich sein
wird.» Investieren mit Themenzertifikaten basiert auf den
Grundzügen dieses Gedankens. Doch manche Trends
wirken so stark, dass sie Chancen über einen längeren
Zeitraum eröffnen. Beim demografischen Wandel in westlichen
Weltregionen handelt es sich zum Beispiel um
einen Trend, der schon länger wirkt, jedoch nach wie vor
dominiert. Ein Thema, das sich daraus formulieren lässt:
Da die Lebenserwartung rund um den Globus steigt und
Menschen höheren Alters zugleich gesünder sind als
früher, dürften Gesundheit und Wohlbefinden weiter an Bedeutung gewinnen. Der Bedarf an (neuen) Freizeitaktivitäten,
Produkten oder spezialisierten Gesundheitsdienstleistungen
könnte in der Folge steigen. Gleichzeitig
dürften die immer grösser werdende Personengruppe
und ihre zunehmende wirtschaftliche Bedeutung zu
potenziellen Umsätzen bei solchen Unternehmen führen,
die sich den wachsenden Bedürfnissen entsprechend
sehr fokussiert positionieren. «Themenorientierte» Investoren
könnten ihr Portfolio in diesem Sinn akzentuieren
und von einem potenziellen Aufwind bei Kursen entsprechender
Unternehmensaktien profitieren. Hierbei handelt
es sich auch um den Dreh- und Angelpunkt von Themeninvestments:
Genau diese Unternehmen gilt es zu
identifizieren. Doch spätestens bei der Portfoliobewirtschaftung
wird klar, dass aktive Themeninvestments
nur dann erfolgreich sein können, wenn sie sich mit überschaubarem
Aufwand bewerkstelligen lassen. Da sich
Marktlage und Dynamiken permanent ändern, müssen
erfolgreiche Themeninvestments – in ihrer Aktienzusammensetzung
– von Zeit zu Zeit umgeschichtet
werden. Analysieren, identifizieren, selektieren – eine
unaufhörliche Sisyphus-Aufgabe, die verdeutlicht: Die
anspruchsvolle Arbeit erfordert nicht nur Urteilsvermögen,
sondern auch viel Zeit.
Die Sisyphus-Arbeit vermeiden
Welcher Privatanleger kann so vielen Einzeltiteln unter
kontinuierlicher Beobachtung selbst auf den Grund
gehen – und hat dann auch noch die Musse, die Vielzahl
von Transaktionen vorzunehmen? Weil der regelmässige
Kauf und Verkauf Kosten schnell explodieren lässt,
verteuert sich zudem der Umsetzungsprozess im Portfolio;
ein grosser Teil des Renditepotenzials kann durch
Transaktionskosten schnell wieder verloren gehen. Eine
mögliche Lösung: Themenzertifikate, die ein effizientes
Themen- und Trendinvestment erlauben. Mit nur einer
Transaktion erhalten Anleger über den Kauf eines
solchen Partizipationsprodukts nicht nur einen zeitnahen
Marktzugang, sondern investieren auch auf effiziente
Weise in einen gewählten Themenindex. Dabei bleiben
sie während des Anlagezeitraums flexibel, ohne selbst
Anpassungen vornehmen zu müssen. Der dynamische
Themenindex sorgt dafür, dass das Thema dauerhaft
diversifiziert, transparent und streng regelbasiert abgebildet
wird. Dazu muss allerdings vor der Lancierung
ein transparentes Regelwerk klar definiert werden, nach
dem konkrete Anpassungen genauestens vorzunehmen
sind. Die Titel werden demnach in regelmässigen Zeitabständen
anhand der vorab festgelegten quantitativen
Kriterien angepasst. Aufwand, Zeit und Kosten kann
man also minimieren – und Expertise ausserdem gezielt
«einkaufen».
Transparentes Regelwerk wird streng eingehalten
Wie ein thematisches Regelwerk transparent ausgestaltet
sein kann, veranschaulicht der Solactive Demographic
Opportunity Performance-Index. Er bildet die Entwicklung
von sowohl US-amerikanischen als auch europäischen
Unternehmen ab, die vom globalen demografischen
Trend einer älter werdenden Gesellschaft in westlichen
Industrieländern profitieren dürften. Darauf basierend
wird diese strenge Richtlinie eingehalten: Zunächst wird
ein breites Indexuniversum festgelegt. Bei unserem Demografie-
Barometer umfasst es den Solactive US Large Cap
Index sowie den Solactive Europe Total Market 675 Index.
Quantitative Kriterien sollen nun die Qualität der Unternehmensaktien
gewährleisten, die dem Universum
als Nächstes entnommen werden. In unserem Beispiel
müssen die Unternehmen ihre Umsätze im Wesentlichen
in den Segmenten Erholung, Freizeit, medizinische
Spezialgebiete, Medikamente oder Pflege erzielen.
Danach kommen die Kriterien für die Liquiditätsanforderungen
zur Anwendung, denn ein Themenprodukt
muss auch adäquat gehandelt werden können.
Auswahlpool und quantitative Leistungsmerkmale
Für die jährliche Neuzusammensetzung des Solactive
Demographic Opportunity Performance-Index wird
der Auswahlpool konkret diesen quantitativen Anforderungen
unterstellt: Bei den infrage kommenden Unternehmen
muss die Eigenkapitalrendite aus dem zuletzt
veröffentlichten Geschäftsjahr 10% übersteigen. Zudem
muss das Wachstum des EBITDA in jedem der letzten
beiden Geschäftsjahre sowie im aktuell geschätzten
Geschäftsjahr über 5% liegen. EBITDA ist eine betriebswirtschaftliche
Kennzahl, die eine Angabe zum Unternehmensgewinn
macht und regelmässig von Analysten
genutzt wird. Für ausreichend Liquidität sorgen weitere
Finanzkennzahlen, nach denen «gefiltert» wird: Die jeweilige
Aktie muss an einer anerkannten und regulierten
Börse notiert sein und eine Marktkapitalisierung von mindestens
750 Millionen Euro sowie durchschnittlich ein
tägliches Handelsvolumen von mindestens einer Million
Euro aufweisen. Nettodividenden werden ins Demografie-
Barometer eingerechnet und auch tiefe Kursschwankungen
als Auswahlkriterium hinzugezogen mit dem Ziel,
Risiken zu reduzieren. Die Zusammensetzung des
Solactive Demographic Opportunity Performance-Index
umfasst final bis zu 20 Unternehmen mit maximal fünf
Titeln pro Segment, um einer Übergewichtung einzelner
Bereiche entgegenzuwirken.
Themen effektiv abbilden…
Zu Beginn der Entwicklung eines Themeninvestments
steht wie gesagt die Investmentidee. Sie definiert
die Qualität des Themas. Um aber auch eine nachhaltige Güte des Themeninvestments zu gewährleisten, nutzt
zum Beispiel Vontobel als führende Anbieterin von
Themenzertifikaten aktiv und schon seit vielen Jahren ihr
stetig wachsendes Netzwerk aus internen und externen
Experten. Insbesondere im Bereich des Themeninvestments
agiert Vontobel zunächst als langjährige Ideenlieferantin
mit ausgeprägter Expertise und nachweislicher
Erfolgsbilanz. Das Know-how verschiedenster Experten
wird dabei bewusst und frühzeitig in den Entwicklungsprozess
eines jeweiligen Vontobel-Themas einbezogen.
… Themen umsetzen…
Nun gilt es, das Thema umzusetzen. Dabei denken viele
an den unabhängigen Indexanbieter Solactive mit Sitz
in Deutschland. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 fokussiert
Solactive auf massgeschneiderte Indexlösungen.
Dabei setzt er themenbezogene Ideen effektiv um, erarbeitet
Indexregelwerke und lanciert entsprechende
Themenindizes auf unabhängiger Basis. In Abhängigkeit
von der jeweiligen Trenddynamik und Indexausgestaltung
werden Neuzusammensetzungen in regelmässigen
Abständen (halbjährlich oder jährlich) vorgenommen und
Nettodividenden in den Index reinvestiert.
…Themen effizient «investierbar machen»
Beim Themenzugang kommt Vontobel wieder ins Spiel.
Einen hohen Mehrwert bietet die Marktführerin bei
den strukturierten Anlagelösungen, weil sie Thementrends
nicht nur frühzeitig aufspürt, sondern sie
auch frühzeitig «investierbar macht». Bei den Vontobel-Partizipationszertifikaten handelt es sich um Anlagevehikel,
die gleich mehrere Expertisen in einem Anlageprodukt
vereinen, wie Grafik 2 veranschaulicht. Anleger
können über die Themenzertifikate auf einem der
Solactive-Indizes nahezu eins zu eins an potenziellen
Kursgewinnen, jedoch auch an möglichen Verlusten partizipieren
– unter Berücksichtigung des Abzugs einer
definierten Managementgebühr.
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