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Smart Farming – durch aktuelle Gegebenheiten begünstigt?

6. Jan. 2023 | 3 Minuten

Die Versorgung aller Menschen auf dieser Welt mit Nahrungsmitteln ist ein ernsthaftes Problem unserer Zeit. Lieferkettenprobleme und die Krise in der Ukraine haben die Situation noch verschärft, und die Preise von Agrargütern sind erheblich angestiegen. Die Landwirtschaft muss digitaler und damit effizienter gestaltet werden. Die aktuelle Situation könnte eben diese Entwicklung begünstigen und Smart Farming neuen Rückenwind verleihen.

Hohe Lebensmittelpreise: Schrecken und Hoffnung zugleich?

In den letzten Jahren sind die globalen Lieferketten ins Stocken geraten. Zunächst verursacht durch die Pandemie – und danach durch den Konflikt in der Ukraine. Von diesen beiden Gegebenheiten blieben auch Rohstoffe und Agrargüter nicht verschont – und das Angebot hat sich verknappt. Infolgedessen sind die Preise für die Ernten ebendieser Güter erheblich angestiegen.

Das kann für einzelne Länder Schwierigkeiten und mehr Hunger verursachen – und die Preise werden mit grosser Sorge betrachtet. Denn es muss ein Weg gefunden werden, diesen Preissteigerungen Einhalt zu gebieten und für eine globale Ernährungssicherheit zu sorgen. Gleichzeitig könnte eben dieser Preisanstieg aber auch helfen, eine Lösung für das ernste Problem zu finden. Denn für die Landwirte bedeutet der Preisanstieg der Lebensmittel schlicht und einfach einen grösseren Ertrag.

Smart Farming könnte beflügelt werden

Durch die höheren Einnahmen haben die Landwirte auch mehr Geld, das für die Modernisierung ihrer Ausrüstung zur Verfügung steht. Erste Anzeichen dafür konnten bereits Ende des vergangenen Jahres erkannt werden, da bei den verschiedenen Landmaschinenherstellern wie Bucher Industries oder Deere erhöhte Maschinenbestellungen eingingen.

Höhere Erträge, mehr eingehende Bestellungen – das alles könnte wiederum den globalen Trend Smart Farming beschleunigen. Darunter ist grundsätzlich der Einsatz von Technologien und neuen Methoden zu verstehen, die die Landwirtschaft effizienter werden lassen. Dazu gehören beispielsweise mehr Präzisionsgeräte, autonome Traktoren, Drohnen und noch vieles mehr. Zudem sollen die Geräte selbst umweltfreundlicher werden, in dem sie beispielsweise weniger CO2-verursachende Kraftstoffe verwenden. Das wiederum würde helfen, die teuer gewordenen Kraftstoffe zu vermeiden.

Demografie verlangt Fortschritt

Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass bis ins Jahr 2036 neun Milliarden Menschen auf unserer Erde leben. Das ist ein erhebliches Wachstum – und alle diese Menschen müssen mit Lebensmitteln versorgt werden. Dazu kommen all die Menschen, die bereits heute Hunger leiden und mit Lebensmitteln versorgt werden müssen. Das ist leichter gesagt als getan. Die Nahrungsmittelproduktion muss also stark gesteigert werden, was grundsätzlich nur möglich ist, wenn sie wesentlich effizienter gestaltet wird. Intelligente Anbaumethoden und Food Technologien sind also gefragt.

Trend wird von Politik weiter angetrieben

Weiter erschwerend wirkt der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterbedingungen. Auch dies verlangt «smarte» Lösungen im Bereich der Landwirtschaft. Zudem müssen Massnahmen getroffen werden, um den Klimawandel zu begrenzen.

Aus diesem Grund wirken sich nicht nur die Demografie und die aktuelle Situation rund um die Lebensmittelversorgung positiv auf den Trend Smart Farming aus. Auch der so genannte European Green Deal könnte den Trend beflügeln. Damit gemeint sind die Massnahmen bzw. die Strategie, zu der sich die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet haben, bis ins Jahr 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. Die Strategie verfolgt einen sektorübergreifenden Ansatz, der folgende Bereiche betrifft: Klima, Umwelt, Energie, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und ein nachhaltiges Finanzwesen.

Im Bereich der Landwirtschaft soll eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Düngern, mehr Öko-Anbau, Massnahmen zur Verbesserung der Biodiversität und eine ganz erhebliche Verminderung der Treibhausgasemissionen erreicht werden. Um diese Ziele zu erreichen, sind auch grosse technologische Fortschritte und Änderungen notwendig. Die Grundsteine für Smart Farming und FoodTech sind somit gelegt – und der globale Trend könnte weiter an Fahrt aufnehmen.

Auch wenn Prognosen kein verlässlicher Indikator für künftige Entwicklung sind, so zeigen sie doch, dass ein erhebliches globales Wachstum im Smart Farming Bereich erwartet wird. Bis ins Jahr 2026 soll ein globales Volumen von rund 34 Milliarden US-Dollar erreicht werden. Das wäre rund doppelt so viel wie der Markt im Jahr 2022 umfasste.

Von diesem Wachstum könnten nicht nur Landwirte und Maschinenbauer profitieren; es könnten auch interessante Möglichkeiten für Anleger entstehen, auch wenn künftige Rückschläge oder Veränderungen der Rahmenbedingungen, etwa Überproduktion in einzelnen Bereichen oder Preisverfall bei den betreffenden Gütern, nicht ausgeschlossen werden können.

Smart Farming & Food Tech

Um den globalen Trend abzubilden, hat Vontobel den Smart Farming & FoodTech Index aufgelegt. Die Strategie des Index zielt darauf ab, Unternehmen zu berücksichtigen, bei denen folgende Ziele von Bedeutung sind: Die Sicherstellung von frischer Luft, sauberem Wasser, gesunden Böden und Biodiversität sowie die Produktion von gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln auf der ganzen Welt.

Um diese Ziele zu erreichen, müssen in den verschiedensten Bereichen rund um Smart Farming und Food Tech Investitionen vorgenommen werden. Landwirte müssen beispielsweise den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln reduzieren und präziser einsetzen. Um dies zu erreichen, müssen zukünftig vermehrt Präzisionsgeräte eingesetzt werden. Die Landwirtschaft muss vermehrt digitalisiert und damit effizienter gestaltet werden – zum Beispiel durch den Einsatz von Drohnen oder Satelliten. Die Gesundheit von Vieh, Pflanzen und Ernten muss verbessert werden. Und nicht zuletzt muss die gesamte Supply Chain effizienter gestaltet werden.

Der Index umfasst somit folgende Themen: Digitale Agrikultur; die Gesundheit von Ernten, Pflanzen und Tieren, Food-Technologien, Post-Farming Supply Chain und die Umgebungskontrolle. All diese Massnahmen sollen schlussendlich zu Verbesserungen in der Landwirtschaft führen, die wiederum dazu beitragen können, die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen.

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