Nestlé kauft Kaffeegeschäft von Starbucks

Nestlé kauft Kaffeegeschäft von Starbucks

Mittwoch, 9. Mai 2018, 1 KommentarLesezeit: 3 Minuten

Mit 7.15 Milliarden US-Dollar wurde am Montag besiegelt, was bereits gemunkelt wurde: Nestlé übernimmt das Handelsgeschäft von Starbucks. Ein kluger Schachzug für beide Seiten? Im Markt löste die globale Kaffee-Allianz eine positive Resonanz aus.

Mit der Übernahme des Retail-Kaffeegeschäfts von Starbucks erwirbt Nestlé das weltweite Exklusivrecht, die Verbraucher- und Foodservice-Produkte der US-Kaffeehauskette zu vermarkten. Davon ausgenommen sind laut Medienmitteilung des Nahrungsmittelriesen vom 7. Mai 2018 die 28‘000 Starbucks-Filialen sowie der Vertrieb der Fertiggetränke, welche weiterhin in der Hand von Starbucks bleiben.

Starbucks fokussiert auf Kerngeschäft

Für Starbucks ist das Konsumgütergeschäft ein Nebenschauplatz; es macht derzeit nur 8% des gesamten Umsatzes aus (NZZ, 07.05.2018). Bereits im Januar erklärte Finanzchef Scott Maw, dass sich Starbucks zukünftig auf die Sparten konzentrieren werde, die am meisten zu Umsatz und Gewinn beitragen. Im November davor hatte Starbucks seine Teemarke Tazo für 384 Millionen Dollar an den Nestlé-Rivalen Unilever verkauft (Handelsblatt, 07.05.2018).

Ein weiterer wichtiger Grund für die Allianz mit Nestlé ist aus Sicht von Starbucks das Distributionsnetz des Nahrungsmittelriesen. Wie Kevin Johnson, Präsident und CEO von Starbucks, in der Pressemitteilung vom 7. Mai 2018 vermeldete, erhofft er sich durch den Zusammenschluss mit Nestlé eine Wachstumsbeschleunigung des Konsumgütergeschäfts, welches insbesondere durch das hervorragende Vertriebsnetz und die Reputation von Nestlé begünstigt werden soll. Die Allianz würde dem in Seattle ansässigen Kaffee-Multi ausserdem die Gelegenheit bieten, sich verstärkt auf sein Hauptkaffeegeschäft in den USA zu konzentrieren, wo das Wachstum infolge der zunehmenden Konkurrenz von Fast-Food-Ketten und gehobenen Kaffeehäusern zum Stillstand gekommen ist. Ein wichtiger Fokusmarkt könnte sich zudem auch in China entwickeln, wo Starbucks seine Expansion mit vielen Kaffeehäusern weiter vorangetrieben hat. Die Kaffee-Kette teilte in ihrer Medienmitteilung vom 7. Mai 2018 mit, dass der Deal den Gewinn pro Aktie bis 2021 erhöhen wird.

Nestlés Auftrieb nach langer Dürre?

Die Lizenzvereinbarung mit Starbucks kommt für Nestlé zur richtigen Zeit, wenn auch gemäss dem Vontobel-Aktien-Research eher unerwartet. So durchlief die Nestlé-Aktie seit Anfang Jahr eine Durststrecke und befand sich zeitweise gar in einem Minus von über 9%. Den Aufwind, den die Aktie mit der Bekanntgabe der Kaffee-Allianz am Montag bekam, war daher durchaus wünschenswert. Positiv gestimmt sind zudem die Vontobel-Experten, wie sie in ihrem Bericht «Equity Morning Focus» vom 7. Mai 2018 (nachfolgend «Vontobel-Aktien-Research» oder «Vontobel-Experten» genannt) festhalten: Demnach ergibt die Starbucks-Transaktion gleich doppelt Sinn – einerseits in produktstrategischer und anderseits in marktstrategischer Hinsicht.

Produktstrategische Einschätzung: Kaffee gilt als eine der zentralen Wachstumsstützen in der Strategie von Nestlé-CEO Mark Schneider. Im vergangenen Jahr tätigte der Schweizer Nahrungsmittelkonzern bereits einen strategischen Zukauf mit der Bio-Kaffeemarke Chemeleon Cold Brew und stieg ausserdem bei der Kaffeehauskette Blue Bottle Coffee ein. Kaffee ist mit einem Jahresumsatz von 9.3 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2017 die wichtigste und zugleich wachstumsstärkste Produktkategorie bei Nestlé. Dabei setzt der multinationale Konzern auf hochpreisige Markenprodukte und ist mit den Marken Nescafé und Nespresso bereits gut im gehobenen Kaffee-Markt positioniert (Handelsblatt, 07.05.2018). Mit der Übernahme des Konsumgütergeschäfts von Starbucks baut Nestlé-Chef Mark Schneider die strategische «Cash-Cow»-Premium-Kaffeesparte weiter aus und erhöht laut der Nestlé-Medienmitteilung vom 7. Mai 2018 das jährliche Umsatzvolumen durch die Starbucks-Transaktion um zusätzliche 2 Milliarden US Dollar.

Grafik: Nestlé vergrössert mit Starbucks das Kaffeegeschäft; Quellen: Nestlé, NZZ.ch; Illustration: Vontobel in Anlehnung an Grafik von NZZ.ch

Marktstrategische Einschätzung: Laut Einschätzungen des Vontobel-Aktien-Research vom 7. Mai 2018 ist die Allianz insbesondere in marktstrategischer Hinsicht interessant. Die Fusion erlaubt dem Schweizer Nahrungsmittelkonzern, sein Marktgewicht in den USA weiter auszubauen und so die JAB Holding der deutschen Milliardärsfamilie Reimann weiter auf Distanz zu halten. Die Unternehmerfamilie aus der Umgebung Mannheim und Heidelberg ist eine der wohlhabendsten Familien Deutschlands. Wie das Handelsblatt in einem Beitrag vom 7. Mai 2018 berichtete, hat sich die Familie in Windeseile in den USA und Europa ein milliardenschweres Kaffee-Imperium im oberen Preissegment «zusammengekauft» – und so ein «Duell der Giganten» um die edlen Kaffeebohnen entfacht.

Markt reagiert positiv

Betrachtet man allein die Kennzahlen, mag der Kaufpreis von 7.15 Milliarden US-Dollar hoch erscheinen. Laut Einschätzungen der Vontobel-Experten könnte die Transaktion aber bereits in drei bis vier Jahren die Kapitalkosten übertreffen. Entsprechend positiv reagierte auch der Markt auf die Neuigkeiten am Montag. Die Nestlé-Aktie verzeichnete einen Gewinnanstieg von +1.4% und schloss bei 77.56 CHF (Bloomberg, 09.05.2018). Auch die europäischen Aktien schlossen am Montag höher, unterstützt durch starke Gewinnberichte und Kursgewinne bei Nestlé (SIX, 08.05.2018).

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Rechtlicher Hinweis: Bei der Erstellung der Finanzanalyse legen Vontobel sowie ihre Analysten allfällige Interessenkonflikte offen; sie sind unter derinet.ch/researchdisclaimer jederzeit abrufbar.

25.09.2023 19:33:30

 

1 Kommentar

Günther Heinkel

12. Mai 2018 um 9:07 Uhr

Sehr gute Ideen. Merci

 

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