Industrie 4.0: Startzusammensetzung (Teil 4/4)

Industrie 4.0: Startzusammensetzung (Teil 4/4)

Freitag, 18. März 2016 von Thomas RappoldLesezeit: 6 Minuten

Wie man «Value Investing» auf den Technologiesektor übertragen kann, veranschaulicht Thomas Rappold. Er ist anerkannter Experte des Bereiches «Technology Investing» und fungiert als Investment Advisor für den Industry 4.0 Performance-Index.

In diesem Zusammenhang hat er die Selektionskriterien des bewährten Anlagestiles «Value Investing» auf den Technologiesektor übertragen und bei der Analyse folgende Aspekte berücksichtigt:

  • Eintrittsbarriere
  • Marktwachstum
  • Managementqualität
  • Internationalität

Die Aktien der folgenden Unternehmen sind in der Startzusammensetzung des Industry 4.0 Performance-Index vertreten.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

 

NATIONAL INSTRUMENTS CORP.

Eintrittsbarrieren

National Instruments ist ein weltweit führender Anbieter von Lösungen für die Prüf-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Die NI-Philosophie lautet: «Wir entwickeln Werkzeuge, um Komplexität zu vereinfachen.» National Instruments rüstet Ingenieure und Wissenschaftler aus, um die Produktivität und Innovation in Entwicklungsprozessen zu steigern. Das Unternehmen wurde 1976 gegründet, wuchs kontinuierlich auf einen Umsatz von rund USD 1.2 Mrd. (2015) an und beschäftigt weltweit 7300 Mitarbeiter.

Marktwachstum

National Instruments adressiert die beiden Kernsparten Messen und Regeln (Marktvolumen: USD 21 Mrd.) sowie Monitoring und Steuerung (Marktvolumen: USD 36 Mrd.). Kernmärkte des Unternehmens sind der Maschinen- und Anlagenbau, Luftfahrt und Verteidigung, Elektronik, Forschung und Lehre, Mobilfunk, Energie und der Automobilsektor. National Instruments profitiert von den Wachstumsmärkten Internet der Dinge, dem Mobilfunkstandard 5G und dem industriellen Einsatz von Big Data. Mit seiner modularen Hard- und Softwareplattform «LabVIEW» sollte das Unternehmen künftig einer der wichtigen Player im Segment Sensoren und Analytik sein.

Qualität des Managements

National Instruments verfolgt eine ausgewogene Politik, um Aktionärs- und Unternehmensinteressen in Einklang zu bringen. Es verfügt aktuell über einen Cash-Bestand von über USD 300 Mio. und ist nahezu schuldenfrei. 2015 wurden für Dividenden, Aktienrückkäufe und Akquisitionen insgesamt USD 300 Mio. aufgewendet, in den letzten fünf Jahren waren es sogar USD 660 Mio.

Strategisches Managementziel für 2016 ist, das organische Wachstum durch Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie den Aussendienst zu stärken und damit die Kundenbeziehungen und Marktanteilsgewinne auszubauen. Dies soll durch eine hohe Disziplin beim Einsatz der operativen Aufwendungen erreicht werden, um so die hohen Bruttomargen und die damit verbundene hohe Profitabilität beizubehalten.

Internationalität des Geschäftes

National Instruments hat seinen Unternehmenssitz in Austin (USA), ist global aufgestellt und verfügt über Standorte und Niederlassungen in fast 50 Ländern.

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ALPHABET INC.

Eintrittsbarrieren

Alphabet, ehemals Google, wandelt sich vom Suchmaschinenbetreiber zum Big-Data-Unternehmen. Es verfügt über die weltweit grössten digitalen Datenbestände. Mit der Neuaufstellung zur Holding Alphabet ist das klare Ziel verbunden, neben der Google Suche und dem Mobilbetriebssystem Android neue Geschäftsbereiche aufzubauen. Alphabet hat in den letzten Jahren strategische Übernahmen in den Sparten künstliche Intelligenz (u. a. Firma DeepLearning) sowie Robotik (u. a. Firma Boston Dynamics) getätigt. Mit Andy Rubin leitet der frühere Android-Chef mittlerweile die Robotikeinheit von Alphabet.

Marktwachstum

Alphabet ist mit Google der Weltmarktführer bei Online-Werbung und plant, innerhalb seiner Holding weitere Geschäftsbereiche wie autonomes Fahren, Internet der Dinge und Robotik zu monetarisieren. Die Strategie ist, die eigenen Datenbestände als Quellen für Anwendungen der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens zu nutzen, sind diese doch die notwendige Voraussetzung für autonomes Fahren und neuartige humanoide Roboter.

Qualität des Managements

Alphabet wird vom Gründerteam Larry Page und Sergey Brin geführt, ergänzt um den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Eric Schmidt, der nun als Verwaltungsratschef fungiert. Ähnlich einem inhabergeführten Familienunternehmen können die Gründer von Google opportunistische Zukunftswetten eingehen, um so für Alphabet die nächsten Wachstumsmärkte zu erschliessen. Der ehemalige Android-Chef Andy Rubin hat die Leitung über die Robotikeinheit. Es ist damit zu rechnen, dass Alphabet ein «Android for Robotics» auf den Markt bringt und damit ein zentraler Player bei Automatisierungs- und Steuerungslösungen wird, die weit über den Einsatz in Fabriken und Produktionsstätten hinausgehen.

Internationalität des Geschäftes

Alphabet hat seinen Sitz in Mountain View (USA). Das Unternehmen konzentriert seine Entwicklungsstätten im Silicon Valley (autonomes Fahren, Robotik), der Schweiz (Bereich Maps), aber auch in England (künstliche Intelligenz).

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SAP SE

Eintrittsbarrieren

SAP ist das weltweit führende Unternehmen für integrierte betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Es zählt nahezu 300’000 Kunden, wovon 80% zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gehören (2015). Mit der Business Suite 4 SAP HANA, kurz SAP S/4 HANA, hat das Unternehmen vor Kurzem eine neue Applikationssuite auf den Markt gebracht, die die wichtigsten Innovationen der letzten Jahre in einem einzigen Softwareprodukt bündelt: Datenverarbeitung in Echtzeit und blitzschnelle Analysen in beliebiger Detailtiefe mit der In-Memory-Plattform SAP HANA und den komfortablen Bedienoberflächen von SAP Fiori. Diese Kombination bildet eine wichtige Grundlage für das Enterprise Resource Planning (ERP) der Zukunft und den Aufbau einer digitalisierten industriellen Fertigung mit Industrie-4.0-Szenarien.

Marktwachstum

SAP HANA und SAP Fiori sind jetzt schon innovative Produkte von SAP, die die Industrie 4.0 massgeblich prägen, wie erste Kundeninstallationen bei Hilti und Coca-Cola zeigen. Mit der Echtzeitdatenverarbeitung HANA auf Basis der In-Memory-Speicher-Technik ist die Datenanalyse, die in der alten Architektur Tage gedauert hat, jetzt sekundenschnell möglich. Damit können komplette Materialbedarfsplanungsläufe (MRP) ad hoc durchgeführt werden und es liegen für die Produktionsplanung und -steuerung stets aktuelle Daten vor. Das ist ein entscheidender Schritt in Richtung Smart Factory. SAP verfügt durch mehrere Akquisitionen wie dem Einkaufsnetzwerk Ariba und dem Reisekostendienstleister Concur über das weltweit grösste Geschäftsnetzwerk, auf deren Systemen ein Transaktionsvolumen von mehr als EUR 475 Mrd. jährlich abgewickelt wird (2015). Dies sind 50% mehr als die Volumina von Amazon, eBay und Alibaba zusammengenommen.

Qualität des Managements

Die Gründer von SAP halten nach wie vor die Stimmenmehrheit im Unternehmen, abgesichert durch Stiftungskonstruktionen. Mit Co-Gründer Hasso Plattner steht der kreative und intellektuelle Kopf von SAP dem Unternehmen als Aufsichtsratschef vor. Er hat Entwicklungen wie SAP R/3 und zuletzt die Echtzeitdatenbank HANA massgeblich vorangetrieben. Mit Bill McDermott besitzt SAP einen visionären, aber auch sehr ergebnisorientierten CEO, der das Unternehmen erfolgreich in die Cloud-Welt führt.

Internationalität des Geschäftes

SAP hat seinen Sitz in Walldorf (Deutschland). Das Unternehmen verfügt aktuell über knapp 300’000 Kunden in 190 Ländern und ist selbst auf allen Kontinenten in insgesamt 130 Ländern mit Niederlassungen, Entwicklungszentren oder Vertriebsbüros vertreten.

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DASSAULT SYSTEMES SA

Eintrittsbarrieren

Dassault Systèmes ist ein multinationales Softwareentwicklungsunternehmen und führend in den Bereichen 3D-Design-Software, 3D Digital Mock-up und Product-Lifecycle-Management-(PLM )Lösungen. Es beschäftigt aktuell weltweit 9600 Mitarbeiter. Der Slogan von Dassault lautet «A new world to imagine, create and make». Mit seiner 3DEXPERIENCE Plattform ist das Unternehmen in zwölf Märkten vertreten und profitiert von der zunehmenden Digitalisierung und Virtualisierung der Produktentwicklungsprozesse.

Marktwachstum

Dassault ist in den Branchen Industrieausrüstung, Luftfahrt und Verteidigung, Transport und Mobilität, Life Sciences, Prozessenergie und Versorger sowie Verbrauchsgüterverpackungen mit seinen Produktlinien CATIA (CAD/CAM-Software), ENOVIA (PLM) und SOLIDWORKS (mechanisches 3D-Design) vertreten. Das Unternehmen generiert ein zweistelliges organisches Wachstum bei neuen Lizenzen in den Märkten Amerika, Asien und Europa. SOLIDWORKS Xdesign ist die neue Browser-basierte Software-as-a-Service-Lösung für kollaborative Entwicklungen, unabhängig von Raum, Zeit, Ort und Endgerät. Dassault setzt dabei stark auf Cloud- und App-Lösungen.

Qualität des Managements

Das Dassault-Management baut in hohem Mass auf Nachhaltigkeit. Mittlerweile werden 70% der Softwareerlöse aus wiederkehrenden Umsätzen erzielt. Das Unternehmen verfügt damit über einen hohen Grad an Planbarkeit, was Zukunftsinvestitionen ermöglicht. Dassault beschäftigt insgesamt 5500 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung. Die Vision der Unternehmensführung geht zu «Real-time Manufacturing-as-a-Service». Gleichzeitig fokussiert sie auch auf den Shareholder Value. Der Gewinn pro Aktie hat sich im Zeitraum 2009–2014 verdoppelt.

Internationalität des Geschäftes

Dassault Systèmes hat seinen Sitz in Vélizy-Villacoublay (Frankreich). Das Unternehmen ist in den Regionen Amerika, Asien und Europa mit Niederlassungen in 80 Ländern vertreten und betreut mehr als 115’000 Kunden. Europa steht für 40%, Amerika für 30% und Asien für 25% der Umsätze.

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AUTODESK INC.

Eintrittsbarrieren

Autodesk ist eines der weltweit führenden Unternehmen für Computer-Aided Design (CAD) und Computeranimationssoftware für Branchen wie Architektur, Gebäudetechnik, Hoch- und Tiefbau, Automotive und Maschinenbau, aber auch Medien und Unterhaltung. Kunden nutzen Autodesk-Technologie zur Erstellung digitaler Modelle und Abläufe für die Visualisierung, Simulation und Analyse ihrer Projekte. So können sie ihre Ideen und Konzepte unter realistischen Bedingungen testen und optimieren, bevor sie Wirklichkeit werden. Das Unternehmen gehört zu den Urgesteinen des Silicon Valley und erzielt einen Umsatz von rund USD 2.5 Mrd. (2015).

Marktwachstum

Autodesk sieht sich mit seiner Software-Plattform und der Neuausrichtung zu einem Cloud-Unternehmen in einer führenden Position, um vom zunehmenden Trend hin zur digitalen und virtuellen Designentwicklung zu profitieren. Mit der offenen und kostenfreien Softwareplattform Spark kann Autodesk zudem am boomenden 3D-Druck teilhaben. Ziel ist es, mit Entwicklern von 3D-Software und Herstellern der 3D-Drucker einheitliche Standards zu schaffen.

Qualität des Managements

Das erfahrene Management unter dem Vorstandsvorsitzenden Carl Bass soll Autodesk zu einem Cloud- und App-zentrierten Unternehmen transformieren. Durch die Schaffung der Autodesk Cloud mit hohen Mehrwerten für die Kunden will man den Anteil an wiederkehrenden Umsätzen durch neue Abo-Modelle steigern. Ziel ist es ausserdem, die Anzahl der Abonnenten zu erhöhen und Nichtzahler sowie Raubkopie-Nutzer zu zahlenden Kunden zu machen, da mittels Cloud-Diensten kollaborative Arbeitsformen möglich werden. Das Autodesk-Management hat als Vorbild Adobe, ein weiteres Urgestein des Silicon Valley, das durch die Transformation zum Abomodell einen deutlichen Kurszuwachs, verbunden mit einer hohen Planbarkeit der Umsätze, erzielt hat.

Internationalität des Geschäftes

Autodesk hat seinen Sitz in San Rafael (USA). Das Unternehmen ist in über 150 Ländern vertreten und verfügt über mehr als drei Millionen Kunden.

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10.06.2023 09:01:43

 

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