Industrie 4.0: Startzusammensetzung (Teil 3/4)

Industrie 4.0: Startzusammensetzung (Teil 3/4)

Dienstag, 15. März 2016 von Thomas RappoldLesezeit: 6 Minuten

Wie man «Value Investing» auf den Technologiesektor übertragen kann, veranschaulicht Thomas Rappold. Er ist anerkannter Experte des Bereiches «Technology Investing» und fungiert als Investment Advisor für den Industry 4.0 Performance-Index.

In diesem Zusammenhang hat er die Selektionskriterien des bewährten Anlagestiles «Value Investing» auf den Technologiesektor übertragen und bei der Analyse folgende Aspekte berücksichtigt:

  • Eintrittsbarriere
  • Marktwachstum
  • Managementqualität
  • Internationalität

Die Aktien der folgenden Unternehmen sind in der Startzusammensetzung des Industry 4.0 Performance-Index vertreten.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

 

KUKA AG

Eintrittsbarrieren

KUKA wurde 1898 gegründet und gliedert sich in die Segmente KUKA Robotics, KUKA Systems und Swisslog. KUKA Robotics konzentriert sich auf die Herstellung und den internationalen Vertrieb von Industrierobotern und automatisierten Produktionslösungen für die Automobilbranche, die Medizin- und Solartechnik sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie. KUKA ist weltweit die Nummer eins bei Automotive Robotics und generell unter den Top-5-Roboterherstellern weltweit. KUKA Systems ist ein internationaler Anbieter für Produkte und Dienstleistungen im Bereich der industriellen Verarbeitung von metallischen und nicht metallischen Werkstoffen. Mit der Übernahme von Swisslog, einem führenden Schweizer Logistikunternehmen, kann KUKA künftig den steigenden Bedarf an integrierten Automatisierungs- und Logistiklösungen bedienen. KUKA wandelt sich somit von einem Maschinenbau- zu einem Technologiekonzern. Mit integrierten Softwarelösungen und einer modularen Produktplattform kann sich das Unternehmen flexibel auf neue Wachstumssegmente ausrichten.

Marktwachstum

KUKA plant eine Umsatzverdoppelung von EUR 2.1 Mrd. im 2014 auf EUR 4–4.5 Mrd. im 2020. Treiber dafür sind Akquisitionen wie Swisslog, China sowie neue Produkte im Segment Industrie 4.0. Die chinesische Regierung hat Robotik als Schlüsselbranche auf den Wirtschaftsplan 2025 gesetzt. KUKA rechnet mit einem langfristigen Bedarf von 500’000 bis 800’000 Robotern. Neue Produktlinien wie Kleinroboter, Low-Cost-Roboter und Service-Roboter, z. B. im Bereich Healthcare und Pflege, sollen für Wachstum sorgen.

Qualität des Managements

CEO ist der ehemalige Investmentbanker Till Reuter, der KUKA durch eine geschickte Akquisitionspolitik mit den Übernahmen des Logistikunternehmens Swisslog, des Automatisierungsspezialisten Alema und des Robotikunternehmens Reis Robotics auf weiteres Wachstum ausrichtet. Reuter forciert mit einer einheitlichen Softwareplattform den Wandel von KUKA zu einem Technologieanbieter, der künftig im Bereich Industrie 4.0 Produkte und Services, bestehend aus Automation und Logistik, aus einer Hand anbieten kann.

Internationalität des Geschäftes

KUKA hat seinen Sitz in Augsburg (Deutschland). Das Unternehmen setzt im strategisch wichtigsten Robotermarkt China auf ein eigenes Werk in Shanghai mit einer Jahreskapazität von 5000 Robotern und betreibt mit einem Partner eine weitere Produktion. KUKA besitzt zudem weltweit 25 meist vertriebs- und servicezentrierte Tochterunternehmen.

zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

YASKAWA ELECTRIC CORP.

Eintrittsbarrieren

Yaskawa ist der Erfinder des Begriffs «Mechatronik», also der Verbindung von Mechanik und Elektronik, der vom Unternehmen bereits 1972 patentiert wurde. Zusammen mit FANUC ist es Weltmarktführer auf dem Gebiet der Robotik und verkauft seit 1969 die Roboterserie MOTOMAN. Mit dem Strategieprogramm «Vision 2025» strebt Yaskawa die Weltmarktführerschaft in Segmenten der Maschinensteuerungssysteme und Robotik an.

Marktwachstum

Robotik und Maschinensteuerungssysteme sind mit zweistelligen Wachstumsraten die Umsatztreiber im Konzern. Gemäss der Strategie «Vision 2025» will das Unternehmen von der Verschmelzung der Kerntechnologien Mechatronik und Robotik profitieren. Mit der MOTOMAN-HC10-Robotikserie beabsichtigt Yaskawa, im Bereich kollaborativer Robotik an der Schnittstelle Mensch – Maschine die Wachstumsmärkte Smart Manufacturing, Internet der Dinge und Industrie 4.0 zu bedienen. Grosse Chancen sieht das Unternehmen auch in der Medizin- und Umwelttechnik. Infolge des demografischen Wandels und des weltweit steigenden Energieverbrauchs können mit smarten Lösungen der Robotik und Automatisierung neue Märkte erschlossen werden.

Qualität des Managements

Um den Weg der Digitalisierung der Industrie auch von HR-Seite zu unterstützen, hat Yaskawa eine neue Initiative aufgelegt. Die «Glocal»-Strategie sieht vor, dass bestimmte HR-Funktionen zentral von der Gruppe erbracht werden, um so Synergien zu heben und gleichzeitig lokale Einheiten besser zu unterstützen. In der Führungskräfteentwicklung sollen gezielt Schlüsseltalente bzw. «Next Generation Leaders» identifiziert und gefördert werden. Dem Unternehmen ist zudem eine ausgewogene Work-Life-Balance, also die Harmonisierung von Berufs- und Privatleben, wichtig.

Internationalität des Geschäftes

Yaskawa hat seinen Sitz in Kitakyūshū (Japan). Japan ist für das Unternehmen der grösste Markt mit einem Umsatzanteil von ca. 30%. Amerika und China tragen mit jeweils 20%, Europa mit etwas mehr als 10% zum Umsatz bei. Yaskawa unterhält auf den Kontinenten Amerika, Europa und Asien Produktionsstätten in Mexiko, den USA, Kanada, Brasilien, Schottland, Schweden, Deutschland, China und Japan.

zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

KEYENCE CORP.

Eintrittsbarrieren

Als führender Hersteller von Sensoren, Messsystemen, Lasermarkiersystemen, Mikroskopen und Bildverarbeitungssystemen nimmt KEYENCE eine weltweite Spitzenstellung bei den Werksautomationssystemen ein. Das Unternehmen verfügt über mehr als 40 Jahre Erfahrung und gehört mit seinen 4400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von USD 2.7 Mrd. (2014) zu den führenden integrierten Anbietern von Lösungen für die Automatisierung der Fertigungsprozesse.

Marktwachstum

KEYENCE ist ein «One-Stop-Shop»-Unternehmen der Sensorik und Bildverarbeitung, das die Bereiche Elektronik, Automotive, Halbleiter, Heimgeräte, medizinische Geräte, Produktion, Umwelttechnik und Logistik bedient. Es wird in Zukunft weiter von den Wachstumsmärkten autonomes Roboting, Industrie 4.0 und Internet der Dinge profitieren. Erfolgsgeheimnis des Unternehmens ist seine Kundennähe und Flexibilität. KEYENCE setzt auf einen direkten Verkaufskanal über eigene Sales-Ingenieure, die technisch sehr gut ausgebildet sind und über eine hohe Industrie- und Anwendungsexpertise «on-site» verfügen.

Qualität des Managements

Das KEYENCE-Management legt hohen Wert auf Servicequalität und Kundennähe. Lösungen werden aus einer Hand angeboten. Nachfragende Unternehmen können bei KEYENCE auf Experten in den Bereichen Sensorik, Laser, Barcode-Leser und Bildverarbeitung zugreifen. Durch lokale Service-Büros und Produktionsstätten in Europa, Nord- und Südamerika, Ost- und Südostasien kann KEYENCE ein «Same Day Shipping» gewährleisten, was einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellt.

Internationalität des Geschäftes

KEYENCE hat seinen Sitz in Kitakyūshū (Japan) und hat sich zu einem weltweit führenden Anbieter für industrielle Automatisierungslösungen entwickelt. Das Unternehmen ist auf allen fünf Kontinenten vertreten und verfügt über 200 Niederlassungen in 44 Ländern. Es werden über 200’000 Kunden in 100 Ländern bedient. Fertigungsprojekte weisen in immer stärkerem Masse eine globale Ausrichtung auf: KEYENCE kann durch seine weltweite Präsenz mit kundenspezifischen Lösungen aufwarten.

zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

ARM HOLDINGS PLC.

Eintrittsbarrieren

ARM Holdings ist der weltweit führende Anbieter für Chipdesign und -entwicklung. Das Unternehmen bezeichnet sich auch als «Architekt der digitalen Welt». Kernprodukt ist eine Hardware- und Softwareplattform für sogenannte RISC-Prozessoren, die Einsatz finden in Smartphones und Tablets, der Automobilelektronik sowie der Unterhaltungselektronik wie digitales Fernsehen und Set-Top-Boxen, aber vor allem auch in industriellen Lösungen der Robotik und Automatisierungstechnik. ARM verfügt über ein einzigartiges Geschäftsmodell und liefert die «Chip-Blaupausen» für Unternehmen wie Apple, Samsung, IBM und Qualcomm.

Marktwachstum

ARM wächst mit zweistelligen Raten und es wurden bisher insgesamt über 60 Milliarden Chips auf ARM-Basis verbaut. Das Unternehmen ist Pionier und dominierender Anbieter im Bereich Chip-Design-Outsourcing. ARM verfügt über ein innovatives Geschäftsmodell und generiert seine Einnahmen aus Vorauszahlungen für Lizenzgebühren sowie fortlaufenden Gebühren. Die ARM-Technologieplattform kann für unterschiedliche Segmente genutzt werden. Das Unternehmen verfügt über eine hohe operative Marge (ca. 50%), da es keine eigene Produktion unterhält. ARM konzentriert sich auf die Wachstumsmärkte Mobile Computing (85% Marktanteil), Embedded Intelligence (25% Marktanteil) und Enterprise-Infrastruktur (10% Marktanteil). Neue Anwendungsfelder für ARM-Chips sind 3D-Druck, intelligente Armbänder (Fitness-Armbänder) und Video-/VR-Headsets.

Qualität des Managements

Das ARM-Management findet eine sehr gute Balance, den hohen Cash-Zufluss für Aktionärs- und Unternehmensinteressen zu nutzen. Das durchschnittliche Dividendenwachstum betrug von 2010 bis 2014 rund 25% pro Jahr. Gleichzeitig konnten die Investitionen ins Unternehmen um über 50% und die Cash-Reserven um 150% gesteigert werden. Ziel des Managements ist es, die Produktpalette hin zu Lösungen im Bereich Internet der Dinge massiv auszubauen. ARM profitiert von seinen Skalierungseffekten und dem hohen Preis- und Wettbewerbsdruck am Markt, der den Trend zum Outsourcing der Entwicklungsleistungen verstärkt.

Internationalität des Geschäftes

ARM hat seinen Unternehmenssitz in Cherry Hinton (UK). Die Zentrale befindet sich in England, daneben unterhält ARM Entwicklungszentren und Büros in Finnland, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Slowenien, Schweden, Norwegen, den USA, Israel, China, Indien, Südkorea und Taiwan. ARM ist damit in allen weltweit wichtigen Halbleiter- und Mikroprozessormärkten vertreten.

zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

INFINEON TECHNOLOGIES AG

Eintrittsbarrieren

Infineon Technologies ist Weltmarktführer bei Halbleiterprodukten, Mikrocontrollern und Power-Management-Lösungen für die Marktsegmente Automotive, Power-Technologie und Security. Infineon profitiert von der zunehmenden Digitalisierung, Elektronisierung und Vernetzung. Seine starke Marktstellung wird dadurch deutlich, dass es entweder Weltmarktführer oder unter den Top-3-Anbietern im jeweiligen Bereich ist. Infineon bedient Segmente, die nicht von Intel und Samsung abgedeckt werden, und erzielt eine attraktive zweistellige Marge zwischen 13% und 16%.

Marktwachstum

Infineon verfügt über das ausgewogenste Portfolio an Sensor-, Mikrocontroller- und Power-Management-Lösungen. Alle drei Hauptsegmente sind Multimilliardenmärkte mit Umfängen von USD 27.5 Mrd. (Halbleiter für Autos), USD 16.2 Mrd. (Power-Management) und USD 2.63 Mrd. (Smart-Card-ICs). Infineon profitiert im Automobilbereich von den Megatrends autonomes Fahren, Autosicherheit, E-Mobility und Konnektivität. Im Bereich Power-Management geht es um die Trends hin zu weiterer Miniaturisierung und Reduzierung des Stromverbrauchs bei mobilen Geräten. Der Geschäftsbereich Security profitiert von der zunehmenden Digitalisierung von E-Government bis hin zum Internet der Dinge.

Qualität des Managements

Der seit Oktober 2012 amtierende CEO Reinhard Ploss hat bisher für eine nahezu Verdreifachung des Aktienkurses gesorgt und Infineon strategisch auch durch die Akquisition und Integration von International Rectifier für die Wachstumsmärkte Automotive, Power-Management und Security ausgerichtet. Infineon selbst wird immer wieder für mögliche Übernahmen ins Spiel gebracht und ist aufgrund seiner Produktpalette auch das Ziel von entsprechenden Spekulationen. Das Unternehmen weist eine solide Marge von 13% bis 16% auf und nutzt seine Kapitalstärke zum Aufbau weiterer Reserven, aber auch für grössere Investitionen und steigende Dividendenzahlungen.

Internationalität des Geschäftes

Infineon hat seinen Unternehmenssitz in Neubiberg (Deutschland). Es ist auf allen fünf Kontinenten vertreten und unterhält an insgesamt 175 Standorten Niederlassungen für Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertriebsbüros.

zurück zum Inhaltsverzeichnis

 

02.06.2023 20:09:29

 

Kommentar schreiben

 

  

 

  

 

* Pflichtfelder müssen ausgefüllt werden

So wollen wir miteinander diskutieren! Beachten Sie bitte unsere Blog-Netiquette.