EZB-Sitzung: Euro in Stärke hinein verkaufen

Donnerstag, 10. März 2016 von Dr. Sven SchubertLesezeit: 2 Minuten

Mit den geldpolitischen Sitzungen der EZB (heute), der BoJ (15. März) und Fed (16.März) finden in den kommenden Tagen wichtige Zentralbanksitzungen statt. Diese könnten die jeweiligen Währungen deutlich beeinflussen. Hinsichtlich der heutigen EZB-Sitzung gehen wir von keiner stark negativen Euro-Reaktion aus.

Grund hierfür ist, dass sich in den vergangene Wochen schon eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut hat. So wird eine Senkung des Einlagenzinssatzes in der Höhe von 10 Basispunkten – von der auch wir ausgehen – auf -0.40% bereits von den Terminmärkten antizipiert. Fraglich ist auch, ob eine Erhöhung des Anleihekaufprogramms – derzeit kauft die Europäische Zentralbank (EZB) 60 Milliarden Euro pro Monat – ausreicht um den Euro stark zu schwächen. Denn die Restriktionen des Programms (z.B. Obergrenze bis zu welcher die EZB Anleihen eines Emittenten kaufen darf oder die Mindestrendite, welche die Anleihe aufweisen muss) könnten das Anleihekaufprogramm 2017 an ihre Grenze bringen.

 

EZB-Meeting mit Enttäuschungsrisiko

Daher muss unserer Meinung nach die EZB die Parameter beziehungsweise die Restriktionen des Programms anpassen um die Flexibilität des Anleihekaufprogramms zu erhöhen. So könnte beispielsweise die Mindestrendite von derzeit -0.30% (an den Einlagenzins gekoppelt) angepasst werden. Diese muss derzeit erreicht werden, damit die EZB sie kaufen darf. Hierfür haben wir – auf den öffentlichen Reden von EZB-Ratsmitgliedern – in den letzten Wochen jedoch keine deutlichen Signale bekommen. Weshalb wir einer solchen Anpassung eine geringe Wahrscheinlichkeit am heutigen Tag einräumen. Wahrscheinlicher ist, dass die EZB Kreditinstituten über ihr LTRO- und TLTRO-Programm wieder verstärkt Kredite gewährt.

Für das heutige EZB-Meeting bleibt unserer Meinung nach insgesamt ein gewissen Risiko für Enttäuschung, ähnlich wie im Dezember 2015. Ewald Nowotny – er besitzt Stimmrecht bei geldpolitischen Sitzungen der EZB – äusserte sich beispielsweise Mitte Februar kritisch über die gestiegenen Erwartungen der Terminmärkte für weitere Lockerungsmassnahmen der EZB.

Grafik 1: US-Inflation; jährliche Veränderungsraten in Prozent

 

 

Temporäre Eurostärke

Eine enttäuschende EZB würde unserer Meinung nach für eine temporäre Erstarkung des Euros sorgen. EUR/USD-Niveaus um 1.12-1.14 wären unserer Meinung nach jedoch gute Levels um den Euro gegenüber dem US-Dollar zu verkaufen. Grund dafür sind die zunehmenden Anzeichen auf Seiten der Fed für eine Fortsetzung der Zinsnormalisierung in den USA. So liefert der Arbeitsmarkt ebenso wie der Konsum und der Dienstleistungssektor robuste Konjunkturdaten. Die Inflation beziehungsweise die Inflationserwartungen haben in den letzten Wochen ebenfalls angezogen (siehe Grafik 1). Derzeit preisen die Terminmärkte zirka 40 Basispunkte an Zinserhöhungen für die kommenden 12 Monate ein, was unserer Meinung nach weiterhin zu tief ist. Auch wenn wir keine Zinserhöhung im März erwarten, so gehen wir zumindest von drei Zinserhöhungen in den USA in den kommenden 12 Monaten und einem EUR/USD-Wechselkurs zwischen 1.00 und 1.05 in den kommenden 3 Monaten aus.

Grafik 2: US-Zinserwartungen; Drei-Monats- vs. Zwölf-Monats-Zinserwartung

 

27.09.2023 07:02:52

 

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