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Die europäische Halbleiterförderung

1. März 2022 | 3 Minuten
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Halbleiter sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil vieler Produkte. Autos, Computer selbst Kühlschränke benötigen die essenziellen Kleinteile. Seit längerem ist das Wort Chipkriese in aller Munde und es kommt zu Lieferengpässen oder kompletten Produktionsausfällen in einigen Fällen.

Die Europäische Kommission hat nun Pläne vorgelegt diesen Anteil deutlich zu erhöhen. Die Präsidentin der EU-Kommission kündigte nun auf dem Weltwirtschaftsforum an die europäische Halbleiterproduktion zu fördern. Das Ziel des sogenannten «European Chips Act» ist bis zum Jahre 2030 den Marktanteil Europas an der globalen Halbleiterproduktion auf ein Fünftel zu erhöhen. Ein ambitioniertes Ziel, wenn man sich vor Augen hält, dass sich auch der Markt für Halbleiter bis dahin etwa verdoppeln soll. Insofern sieht der Plan der EU-Kommission vor, dass sich die momentanen Kapazitäten vervierfachen. Dafür sollen Investitionen von insgesamt 43 Milliarden Euro genehmigt werden, von denen einige Unternehmen natürlich besonders profitieren könnten.

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Warum müssen Chips subventioniert werden?

Bei den Halbleiterwerken handelt es sich um die modernsten Fabriken der Welt. Entsprechend viel Geld wird bei dem Bau verschlungen. Die benötigten Milliardenbeträge sind selbst für Schwergewichte nicht einfach aufzubringen, wodurch die Halbleiterbranche allgemein zu einer stark subventionierten Industrie wird. Der deutsche Halbleiterproduzent Infineon gab zum Beispiel für das vor kurzem in Österreich eröffnete Werk 1.6 Milliarden Euro aus. Eine beachtliche Investition, wenn man bedenkt, dass das Nettoergebnis 2021 knapp über 1.1 Milliarden Euro betrug. Laut Angaben des taiwanesischen Unternehmens TSMC kostete die 2012 eröffnete Fabrik sogar über 9 Milliarden US-Dollar. Vor allem Südkorea und Taiwan subventionierten die Halbleiterbranche in der Vergangenheit mit Erfolg. Mit TSMC liegt der grösste Auftragsfertiger in der Halbleiterbranche in Taiwan während in Südkorea mit den Unternehmen Samsung und SK Hynix starke Konzerne im Bereich der Speicherchips beheimatete sind. Das viele der grössten Halbleiterunternehmen in Asien liegen ist kein Zufall. In Asien wurden die letzten Jahre Elektronik produziert, für die Halbleiter unerlässlich sind. Doch auch europäische Produkte werden zunehmend von Halbleitern abhängig. Es ist zum Beispiel längst kein Geheimnis mehr, dass in den modernsten Autos bis zu 1'400 Halbleiter verbaut werden. Mit Fabriken in Europa könnte in Zukunft also sichergestellt werden, dass es zu weniger Lieferengpässen und Produktionsausfällen aller abhängigen Produkte kommt. Der Wunsch, Produktionsausfälle innerhalb Europas zu vermeiden, wird besonders dadurch deutlich, dass die EU-Kommission Regeln vorgeschlagen hat, welche die subventionierten Halbleiterproduzenten dazu zwingen könnte, europäische Abnehmer als erstes zu beliefern.

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Wer profitiert?

Ein möglicher Profiteur der europäischen Investitionen könnte der amerikanische Halbleiterproduzent Intel sein. In einem Interview mit dem Handelsblatt sprach der Vorstandschef Pat Gelsinger davon zwei neue Fabriken in Europa zu bauen. Jedoch hängt die Entscheidung laut des Vorstandes von Subventionszusagen in Höhe mehrerer Milliarden Euro pro Fabrik ab. Doch auch bei den europäischen Halbleiterkonzernen finden die Vorhaben der EU-Kommission Zuspruch. ASML, das grösste europäische Technologieunternehmen, erklärte in einem Positionspapier, dass sie den Plan der EU-Kommission «ausdrücklich unterstützen.» ASML ist der weltweit grösste Hersteller von Lithographiesystemen, die von grosser Bedeutung für die Herstellung integrierter Schaltkreise sind. Auch in München liegt ein Unternehmen, welches international in der Branche von Bedeutung ist. Siltronic ist der drittgrösste Produzent von Wafern weltweit. Wafer sind ein wichtiger Bestandteil der Halbleiter. Siltronic wäre fast zum Übernahmeziel des taiwanesischen Unternehmens Globalwafers geworden. Jedoch hat die Übernahme Rechtsfragen aufgeworfen, die bis zum Verstreichen der Frist nicht dem Bundeswirtschaftsministerium beantwortet werden konnten. Ein Beispiel, welches die Bedeutung der Halbleiterbranche für die Zukunft gut verdeutlichen könnte. Auch der bereits grösste Chipkonzern Europas, STMicroelectronics könnte gute Chancen haben von den Subventionen zu profitieren.

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Wer letztendlich profitiert wird sich anhand der genauen Gestaltung der EU-Kommission entscheiden. So möchte Thierry Breton, der EU-Binnenmarktkommissar, die Subventionen vor allem an Konzerne verteilen, die modernste Halbleiter in der Grösse weniger Nanometer produzieren. Diese Unternehmen könnte man so dazu bewegen ihre Werke in Europa zu bauen. Dem könnte entgegengehalten werden, dass diese Halbleiter eher in Handys oder Computern und nicht in Autos oder Flugzeugen verbaut werden, welche wiederum auch in Europa produziert werden.


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