Das Ripple 1x1 - Teil 6: XRP (Ripple Inc.) vs. Libra (Facebook Inc.)
Montag, 19. August 2019Lesezeit: 5 Minuten
Über ein Tracker-Zertifikat und über Mini Futures bietet
Vontobel Anlegern Zugang zur Kryptowährung «XRP». Doch was hat es mit der
drittbekanntesten Kryptowährung auf sich? In insgesamt sechs Teilen wollen wir
Ihnen hochwertiges Wissen rund um das spannende Thema «Ripple» näherbringen.
Unternehmen und Kryptowährungen greifen das staatliche Geldmonopol an
Das Erschaffen einer neuen Währung
sowie das Erheben von Transaktionsgebühren, die im Zusammenhang mit dieser
Währung anfallen, ist ein rentables Geschäft. Unternehmen wie Ripple und
Facebook, (aber auch Amazon, Google, JP Morgan und Start-ups) wollen
alle davon profitieren. In diesem Kapitel geht es um die beiden Kryptowährungen
XRP (Ripple Inc.) und Libra (Facebook Inc.). Beide Unternehmen konkurrieren mit
ihren Technologien um das Ziel sich als globale Währung zu etablieren. Damit
stehen sie im Wettbewerb zum US-Dollar, weshalb Trump auch kein Befürworter von
Kryptowährungen ist.
Ist das nun der Anfang vom
Ende des staatlichen Geldmonopols? Der Kryptoexperte Andreas Antonopoulos beschreibt
wie sich momentan ein Wettbewerb zwischen drei Arten von Geld entwickelt:
Staatsgeld, Unternehmensgeld und dezentrale Kryptowährungen. Das staatliche
Geldmonopol wurde in der Vergangenheit kaum in Frage gestellt. Erst in den
1970er Jahren beschrieb Friedrich August von Hayek in seinem Buch «Die Entnationalisierung
des Geldes» die Vorstellung konkurrierender, nichtstaatlicher Währungen. Doch sein
Buch wurde lange als theoretische Gedankenexperiment fernab der
wirtschaftlichen und politischen Realität abgetan und fand kaum Gehör. Fünf
Jahrzehnte später, mit dem Aufkommen der Kryptowährungen, wird diese Debatte
nun aktuell. Die breite Öffentlichkeit muss sich auf einmal die Frage stellen:
Was ist Geld und wie kann optimales Geld geschaffen werden? Die neue Art
von Geld entspricht jedoch dem Verlangen der heutigen Generation nach neuen und
günstigen Alternativen zum herkömmlichen Geld- und Finanzsystem.
Facebook steigt
mit «Libra» in den Kryptomarkt ein
Als Mark Zuckerberg im Juni
angekündigt hat, dass er eine Kryptowährung namens «Libra» auf dem Markt
bringen werde, schien der Plan positiv anzukommen: Auf diese Ankündigung
reagierte die Facebook-Aktie mit
einem Kursanstieg und auch der Bitcoin-Kurs stieg. Zuckerberg
möchte rund um seine Social Media Dienste eine digitale Volkswirtschaft erschaffen.
«Libra» soll dabei als Zahlungsmittel fungieren. Darüber
hinaus will Facebook eine eigene Wallet namens «Calibra» aufsetzen und diese in WhatsApp
und den Facebook-Messenger integrieren. Zusammen haben diese Apps über 1.7 Mrd.
Nutzer weltweit. Damit Kontodaten nicht an Facebook weitergegeben werden, soll
Calibra als getrennte Tochtergesellschaft gegründet werden.
In Zusammenarbeit mit 28
namhaften Unternehmen wie PayPal, eBay, Visa, Mastercard und Uber, die als
Mitglieder eines Konsortiums («Libra Association») tätig werden, hat Facebook bereits
EUR 280 Mio. gesammelt. Der Internetgigant hofft, bis zur Libra-Einführung im
Jahr 2020 insgesamt eine Summe von USD 1 Mrd. einzusammeln. Sie soll als
Reserve dienen, die die Währung deckt. Das Konsortium soll zukünftig aus über
hundert Mitglieder bestehen, allesamt auf der Welt verteilt. Keiner sollte mehr
als 1% des Stimmrechts haben, um so Dezentralität zu gewährleisten. Auch Facebook
wird keine direkte Kontrolle über den Coin haben. Stattdessen wird Facebook gemeinsam mit den anderen Konsortiums-Mitgliedern eine Blockchain
betreiben, deren Regeln feststehen. Das könnte langfristig breitere Akzeptanz
und Vertrauen bringen. Da die in der Schweiz ansässige Libra-Vereinigung für die Verwaltung der
Finanzreserven verantwortlich sein wird, wird ihr dennoch eine gewisse
Zentralität nachgesagt. Das interessante an diesem neuen Coin mit seinen
Reserven ist, dass es ein «Stablecoin» ist, d.h. dessen Wert ist neben dem
US-Dollar an verschiedene staatliche Währungen und Staatsanleihen gekoppelt. Damit
verbunden ist die Erwartung, dass hohe Kursausschläge wie z.B. beim Bitcoin
ausbleiben könnten. Facebook möchte seinen Usern so eine günstige und schnelle
Art der Zahlung ermöglichen. Zuckerberg ist der
Meinung: «Gold zu verschicken muss so einfach sein, wie ein Foto zu schicken.» Dafür
ist ein Stablecoin durchaus sinnvoller als andere volatile Kryptowährungen. Es
befindet sich jedoch keine einzige Bank unter den 28 Gründungsmitgliedern des
Konsortiums, denn Libra wird von der Bankenwelt als Konkurrenz angesehen.
Facebook besitzt ein weitaus grösseres Kundennetzwerk als die grössten Banken
weltweit. Würden die 1,7 Mrd. Mitglieder nur einen Bruchteil ihrer Bankguthaben
in Libra halten, würde dessen Reserve enorm anwachsen, was Libra zu einem
ernstzunehmenden Kontrahenten in der Finanzbranche machen würde.
Trump kritisiert nicht nur
Kryptowährungen wie Bitcoin, sondern nahm auch Libra in die Mangel. Er erklärte,
dass, wenn Facebook eine Bank werden möchte, der Konzern alle Bankvorschriften einhalten
müsste - genauso wie alle anderen Banken. Da Libra auch den Dollar unter Druck
setzen könnte und ein Konkurrent der US Geldpolitik werden könnte, wurde Zuckerberg
vom US-Repräsentantenhaus darum gebeten, Fragen bezüglich des Datenschutzes,
des Handels, der nationalen Sicherheit und der Geldpolitik zu klären. Libra
könnte sogar zu einem Ersatz für einzelne Fiatwährungen werden, da Libra eine
Kombination aus unterschiedlichen Fiatwährungen darstellt, und das eine
Diversifizierung mit sich bringt. In einer Zeit der Währungskriege könnte das ein
wünschenswerter Faktor werden.
Doch Libra könnte für
Politiker sehr interessant sein. So können Regulierungsbehörden bei Bedarf auf
Daten über die Libra-Finanztransaktionen zugreifen. Libra wurde daher von
Facebook als GlobalCoin bezeichnet, das von
Regierungen weltweit zur Überwachung der finanziellen Angelegenheiten ihrer
Bürger genutzt werden könnte. Da Libra einen Korb mit Staatsschulden und Fiatwährungen
halten wird, könnte sie die Ersparnisse aus Asien, dem Nahen Osten und
Südamerika anzapfen und in Schulden und Fiatwährungen der USA und Europas
umleiten. Libra könnte so eine kontinuierliche Nachfrage nach dem US-Dollar
schaffen, da die Ersparnisse in die Kassen der US-Regierung fliessen, dies
könnte den US-Dollar aufwerten. Die Libra Association ist zwar nicht verpflichtet,
zur Deckung Libras US-Staatsanleihen zu kaufen, es ist jedoch wahrscheinlich,
dass sich Libra und die US-Regierung auf eine Lösung von beiderseitigem Vorteil
einigen werden.
XRP zu volatil?
Im Prinzip versuchen Ripple
und Libra eine globale private Zentralbank zu werden. Das Hauptanliegen von
Ripple-Befürwortern ist, dass Privatanleger den Banken zuvorkommen können, die
XRP für grenzüberschreitende Transaktionen zu nutzen. Da Banken die Reserven
des XRP als Brückenwährung nutzen und erwerben werden, könnte
der Preis steigen und frühe Investoren belohnen. Derzeit verursachen Banken mit
der Abwicklung internationaler Zahlungen Kosten von etwa 20 Basispunkten pro Transaktion.
Ripple könnte mit ihrem System die Kosten um sechs Basispunkte senken – und um
weitere zwei Basispunkte, wenn XRP im xRapid-Netzwerk genutzt wird. Damit XRP
wirklich als Vermittlerwährung akzeptiert wird, müsste zudem XRP und Ripple
Labs Inc. mehr Vertrauen geschenkt werden, wie beim US-Dollar und der Federal
Reserve.
Der XRP-Preis ist jedoch volatil,
was seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem US-Dollar als globale
Reservewährung oder Libra als Stablecoin beeinträchtigen könnte. Libra würde
eine stabile Kaufkraft und eine geringe Volatilität haben – dies wäre
notwendig, um sich als Tauschmittel und Rechnungseinheit zu etablieren. Im
Gegensatz dazu ist XRP durch nichts gedeckt. Der Preis des XRP basiert
ausschliesslich auf Spekulationen. Doch würde XRP seine Währung ebenfalls mit Reserven
decken, um so deren Kaufkraft zu stabilisieren, würde XRP keinen
Kurssteigerungen mehr unterliegen. Es würden nur noch die Beteiligten an Ripple
Labs von XRP als globale Reservewährung profitieren.
Es ist erstaunlich, auf welch grosse
Gegenwehr Libra bei den Regulierungsbehörden im Gegensatz zu XRP gestoßen ist.
Grund dafür ist, dass XRP, im Gegensatz zu Facebook, kein Netzwerk von 1.7 Mrd.
Nutzern hat. Der Fakt, dass das Netzwerk von XRP kleiner ist als das von Libra
und die Volatilität von XRP höher sein könnte, bedeutet jedoch nicht, dass XRP
nicht im Wettbewerb um Kryptowährungen mithalten kann. XRP könnte mit Facebook's Libra, Apple Pay und JP Morgan Coin konkurrieren,
die wiederum mit dem US-Dollar konkurrieren.
Fazit: XRP vs. Libra vs. USD
Nach der bahnbrechenden Erfindung
des Internets beginnt nun ein Wettlauf um das perfekte digitale Geld. Das nächste Jahrzehnt wird einen hart umkämpften Wettstreit zwischen drei Hauptkonkurrenten zeigen: Staatlich ausgegebene Gelder, von
Unternehmen ausgegebene Gelder (Libra) und dezentrale Kryptowährungen (XRP). Die Politiker werden akzeptieren müssen, dass die Zukunft konkurrierende
Gelder mit sich bringen wird.
Alle Artikel zum Ripple 1x1 finden Sie hier
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04.10.2023 21:00:55