Das Ether 1x1 – Teil 6: Ethereum vs. Bitcoin – Part 2
Mittwoch, 10. Juli 2019Lesezeit: 4 Minuten
Über ein Tracker-Zertifikat oder über
Mini Futures bietet Vontobel Anlegern Zugang zur Kryptowährung «Ether». Doch
was hat es mit der zweitbekanntesten Kryptowährung auf sich? In über insgesamt
acht Teilen wollen wir Ihnen hochwertiges Wissen rund um das spannende Thema
«Ether» näherbringen.
7. Sicherheitsprobleme: DAO-Angriff vs. Attacke auf Mt.Gox
Sowohl Bitcoin als auch
Ethereum sind mit Sicherheitsproblemen konfrontiert, an denen die Entwickler
noch arbeiten müssen. Mit zehn Jahren Entwicklungszeit (und wenigen grösseren
Problemen) wird das Bitcoin-Netzwerk von Unterstützern oft als die sicherste Blockchain
bezeichnet. Benutzer, die nach einem Wertaufbewahrungsmittel suchen, sollten in
das Bitcoin-Netzwerk investieren, anstatt ein neues aufzubauen: Alle möglichen
technischen Verbesserungen, die andere Coins enthalten, können im Bitcoin
hinzugefügt werden, aber die Sicherheit von Bitcoin kann nicht auf eine andere
Kryptowährung übertragen werden.
Das Sicherheitsproblem wird
hauptsächlich durch das Fehlen einer Aufsichtsinstitution erklärt. In der Vergangenheit haben viele
Bitcoin-Besitzer ihre Coins durch Online-Diebstahl verloren. Bitcoins müssen in
virtuellen Wallets aufbewahrt werden, aber die Sicherheit von Bitcoin Wallets
war oft ein grosses Problem. Auch der Bitcoin-Austausch war Gegenstand von
Cyberangriffen und Diebstahl, da er ein häufiges Ziel von Hackern ist. Am
bekanntesten ist die Attacke auf die damals weltgrösste Bitcoin-Börse Mt.Gox im
Jahr 2014. Etwa 25'000 Kunden verloren rund 650'000 Bitcoins und Mt.Gox ging
pleite.
Auch Ethereum kämpfte mit
Cyberattacken, darunter der DAO-Angriff. Zudem wird kritisiert, dass sich
dessen Software noch im frühen Stadium befindet und erst seit einigen Jahren
verfügbar ist. Die Ethereum-Plattform hatte in der Vergangenheit einige
Sicherheitsprobleme, aber das Netzwerk hat sich trotz dieser Nachteile
verbessert und erweitert. Und obwohl Fehler in den Smart Contracts gefunden
wurden, verursachten sie keine nennenswerten Probleme.
8. Transaktionszeit, Transaktionsgebühren, Anzahl der Transaktionen
Seit der ersten Transaktion
mit Bitcoin im Jahr 2010 wurden mehr als 430 Mio. Transaktionen mit Bitcoin durchgeführt. Das
Netzwerk Ethereum hat bisher über 485 Mio. Transaktionen abgewickelt. Die höchsten pro Tag verzeichneten Transaktionen waren 425'008 Bitcoin-Transaktionen pro Tag und 1'349'890 Ether-Transaktionen pro Tag, beide am 4. Januar
2018. Dies deutet darauf hin, dass die Blockchain-Community die Plattform
Ethereum aktiver nutzt.
Bitcoin und Ethereum haben
einen komparativen Vorteil bei den Transaktionskosten gegenüber
Standardwährungen, da die Transaktionsgebühren deutlich niedriger sind als die
Kosten herkömmlicher Zahlungsmittel (z.B. Kartenzahlungen oder
Banküberweisungen). Da keine Zwischenhändler benötigt werden, können auch die
Transaktionskosten deutlich reduziert werden. Die durchschnittlichen Gebühren
pro Transaktion für Bitcoin-Überweisungen liegen zwischen 0% und 1%, während
traditionelle Online-Zahlungssysteme 2% bis 5% oder mehr verlangen. Für
Ethereum sind die Transaktionsgebühren noch niedriger, da teure Vermittler
durch Smart Contracts ersetzt werden können. Dies macht es auch sehr
vorteilhaft, in ICOs zu investieren.
Bitcoin und Ethereum bieten
auch eine schnellere Transaktionsabwicklung als herkömmliche
Online-Zahlungssysteme. Die Gesamtzeit für die Abwicklung von
Bitcoin-Transaktionen liegt zwischen 10 und 60 Minuten. Ethereum ist noch
schneller, da es Transaktionen innerhalb von Sekunden verarbeiten kann.
Herkömmliche Banküberweisungen (insbesondere grenzüberschreitende
Transaktionen) benötigen oft mehrere Tage für die Abwicklung. Diese Vorteile
machen beide Münzen zu einem idealen Tauschmittel.
Im Bitcoin-Netzwerk können bis zu 3-5 Transaktionen pro Sekunde verarbeitet werden, verglichen mit
durchschnittlich 2'000 Transaktionen pro Sekunde, die von VISA verarbeitet werden. Das Ethereum-Netzwerk
ist mit rund 15 Transaktionen pro Sekunde etwas schneller. Dennoch gibt
es im Vergleich zu traditionellen Zahlungsanbietern eine begrenzte
Transaktionskapazität. Wenn sie in Zukunft global akzeptierte Währungen werden
wollen, müssen sie in der Lage sein, Tausende von Transaktionen pro Sekunde zu
verarbeiten. Derzeit ist die Skalierbarkeit ein grosser Nachteil für ihre
Technologie.
9. Preisvolatilität: Krypto- vs. Fiatwährung
Einerseits sind die Preise des
Bitcoins und des Ethers extrem volatil. Infolge dieser extremen Preisschwankungen
könnte es weniger Anbieter und Verbraucher geben, die eine dieser
Kryptowährungen als globales Währungs- und Zahlungssystem akzeptieren, da sie
möglicherweise nicht in der Lage sind, die relativen Preise von Waren und
Dienstleistungen korrekt zu kommunizieren. Dies macht Bitcoin und Ether als
Recheneinheit unbrauchbar.
Andererseits kann
man aufgrund dieser Schwankungen auf ihre zukünftigen Preisbewegungen
spekulieren, um einen Gewinn zu erzielen. Darüber hinaus sind sie ideale
Vermögenswerte für die Diversifikation, da sie wenig mit den traditionellen
Anlageklassen korrelieren. Sie sind zu einer neuen Anlageklasse geworden und
bieten eine alternative Anlagemöglichkeit.
Allerdings ist es schwierig,
die Volatilität von Kryptowährungen zu vergleichen, da sie erst seit kurzem
existieren. Die Volatilität von Bitcoin scheint mit der Zeit nachzulassen und
ist damit tendentiell die am wenigsten volatile unter den Kryptowährungen. Man könnte auch
einen Trend beobachten, dass Kryptowährungen in ihren früheren Tagen volatiler
sind und sich im Laufe der Zeit im Wert stabilisieren, aber weitaus volatiler
sind als Fiatwährungen wie Euro, US-Dollar, etc.
10. Wettbewerb zwischen Ether und Bitcoin
Früher dominierte
Bitcoin den Kryptowährungsmarkt mit rund 80% des Marktanteils, fiel aber auf
ca. 60%*. Bitcoin ist jedoch weiterhin die Nummer 1 mit einer Marktkapitalisierung
von 207 Mrd*. US-Dollar Ethereum ist der grösste Altcoin («Alternative Coin») mit
einem Marktanteil von ca. 10%* und einer Marktkapitalisierung von 33 Mrd.* US-Dollar.
Die meisten Menschen verbinden
Bitcoin mit Kryptowährungen. Ether ist nicht so bekannt wie Bitcoin, tritt aber
zunehmend in den Vordergrund. Einige Investoren glauben, dass Ether Bitcoin
aufgrund des niedrigeren Preises unterlegen ist. Der niedrigere Preis macht
Ether jedoch für viele Anleger attraktiver, da mehr Spielraum für
Aufwärtsbewegungen besteht. Einige Kritiker behaupten jedoch, dass es für Ether
ziemlich schwierig sein wird, Bitcoin so schnell einzuholen. Aber Bitcoin ist
nicht der einzige Wettbewerber. Der Kryptowährungsmarkt besteht auch aus
anderen Konkurrenten wie Ripple, Litecoin und EOS, die einen fairen Wettbewerb
auslösen können. Andere behaupten, dass Ethereum mit Bitcoin konkurrieren kann,
weil grosse Unternehmen mehr Potential in Ethereum sehen als in Bitcoin, weil es
als «Upgrade» angesehen wird.
11. Rechtsgrundlagen noch ungewiss
Mögliche staatliche Eingriffe
stellen eine Bedrohung für jede Kryptowährung dar. Im Allgemeinen schaffen
Kryptowährungen Raum für gesetzlose Ereignisse, so dass der Staat im Laufe der
Zeit entweder Gesetze und Vorschriften erlässt oder direkte Verbote oder
Beschränkungen auferlegt. So bestehen für Investoren einige Unsicherheiten, da
zukünftige Rechtsgrundlagen unsicher sind.
Beide Coins sind anfällig für
Eingriffe von Zentralbehörden wie Regierungen und Zentralbanken. Derzeit sind
sie in neun Ländern noch illegal, z.B. in Mazedonien, Vietnam,
Bolivien und Saudi Arabien. In vielen Ländern sind auch die Rechtsstellung und
die Besteuerung der Kryptocoins noch ungewiss. Bisher gibt es keinen
internationalen Konsens, da es noch keine globalen Gesetze gibt. Jedes Land hat
ein anderes Verständnis von Kryptowährungen und die Vorschriften ändern sich
ständig.
Im Juni 2018 stellte die SEC
fest, dass Bitcoin und Ether nicht als «Wertpapiere» klassifiziert werden. Dies
gilt als Meilenstein für die gesamte Kryptoindustrie, denn so wird
sichergestellt, dass sie nicht in den Anwendungsbereich des für Wertpapiere
vorgeschriebenen regulatorischen Rahmens fallen.
Die unklare regulatorische
Situation der ICOs stellt auch besondere Herausforderungen dar, die die
Ethereum-Plattform betreffen könnte. In vielen Ländern ist unklar, ob ICOs wie
herkömmliche Crowdfunding-Methoden behandelt werden, in einigen Ländern wurden
ICOs bereits verboten oder stark eingeschränkt.
*Stand: 27.06.2019
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