Das Ether 1x1 – Teil 3: Wie Ethereum funktioniert
Dienstag, 4. Juni 2019Lesezeit: 6 Minuten
Über ein Tracker-Zertifikat oder über
Mini Futures bietet Vontobel Anlegern Zugang zur Kryptowährung «Ether». Doch
was hat es mit der zweitbekanntesten Kryptowährung auf sich? In über insgesamt
acht Teilen wollen wir Ihnen hochwertiges Wissen rund um das spannende Thema
«Ether» näherbringen.
Im Jahr 2013 veröffentlichte der
Programmierer Vitalik Buterin ein Whitepaper über die digitale währungsbasierte
Plattform «Ethereum». Vitalik argumentierte, dass ein digitaler Token und die
damit verbundene Blockchain viel mehr als nur den Peer-to-Peer Geldtransfer ermöglichen.
Basierend auf dieser Vision, schaffte er ein vollständiges virtuelles Ökosystem
mit einer globalen Blockchain und einer «Smart Contract»-Programmierplattform.
Beides wird von einer nativen digitalen Währung angetrieben, dem «Ether» (ETH).
Ethereum erweitert das Konzept
von Bitcoin um eine Vielzahl von anderen Anwendungen in der Blockchain und
strebt so an, die Grundlage von ganzen Blockchain-Ökologien zu werden. Ethereum
stellt nicht nur eine bedeutende Änderung des Status Quo dar, sondern
ermöglicht auch die schnelle Entwicklung und Bereitstellung neuer Anwendungen. Die
Mehrheit der Blockchainprojekte verfügen über keine eigene Blockchain,
sondern verwenden bereits die Blockchain von Ethereum als Basis. Daneben verfügt das
Ethereum-Projekt über eine eigene Kryptowährung namens Ether (ETH). Ether ist
somit als Kryptowährung untrennbar mit Ethereum - der Plattform, die es hervorgebracht
hat - verbunden.
Ethereum ist eine
dezentralisierte Plattform für «DApps» (Decentralized Applications), die auf
einer Blockchain-Technologie basiert, wie sie bereits von Bitcoin bekannt ist. Verteilte
Nodes führen dabei Smart Contracts aus, die ihrerseits die Integrität der Güter
und die Bezahlung in Ether sicherstellen. Die Dezentralisierung macht Ethereum also
zu einem Gegenmodell zu zentralen Servern, die aktuell die
Internet-Infrastruktur dominieren. Obwohl Ethereum mit dem Ether ein
Blockchain-basiertes Zahlungsmittel zur Verfügung stellt, dient dieses eher als
Mittel zum Zweck. Vielmehr ist die Plattform aus der Idee heraus entstanden,
Entwicklern eine Möglichkeit zu geben, den Vertrieb ihrer Apps selbst zu
übernehmen und gleichzeitig für mehr Sicherheit zu sorgen.
Vitalik Buterin hat Ethereum ins Leben gerufen
Die Grundmauern von Ethereum wurden im Jahr 2013 durch den in Toronto ansässigen Programmierer Vitalik Buterin gelegt, indem er ein Whitepaper mit
den grundlegenden Funktionen zu Ethereum veröffentlichte. Seine Vision war es, eine Blockchain nicht nur für eine Kryptowährung zu
verwenden, sondern auch um viele andere Programme unterzubringen. Im Jahr 2014 ist es ihm dann gelungen, durch ein
Crowdsale sagenhafte 18 Mio. US-Dollar zu sammeln und so die Entwicklung von Ethereum
starten zu können. Im Jahr 2015 nahm Ethereum
dann den Betrieb auf.
Der Ether ist hierbei ein
Token, der für Transaktionen innerhalb des Ethereum-Netzwerks verwendet wird.
Da es sich um eine – wie bei vielen Kryptowährungen – sehr volatile Währung
handelt, unterliegt der Kurs permanent grossen Intraday-Schwankungen. Im Juni
2017 gab es beispielsweise einen enormen Kurseinbruch aufgrund einer im Internet
kursierenden Falschmeldung über den angeblichen Tod von Buterin. ETH ist zu
unterscheiden von Ethereum Classic (ETC). Denn ETH hat sich von ETC nach
inhaltlichen Auseinandersetzungen unter den Programmierern im Jahr 2016
abgespalten. Wie Bitcoin existiert Ether als Teil eines in sich geschlossenen
Peer-to-Peer-Finanzsystems, frei von staatlicher Aufsicht und Intervention. Und
wie Bitcoin hat Ether in kurzer Zeit einen enormen Wertanstieg erfahren. In der
kurzen Zeit seiner Einführung hat Ethereum zudem einen enormen Zulauf von
Unterstützern und Nutzern erfahren.
Ethereum-Blockchain ist keine reine Liste von Transaktionen mehr
Die Funktionsweise von
Ethereum lässt sich auch im Vergleich zu Bitcoin darstellen. Bitcoins Blockchain
ist eine kryptografisch verknüpfte Liste von Transaktionen. Dies ist die
Grundstruktur jeder Kryptowährung. Auf der Ethereum-Blockchain hingegen sind
zusätzlich dynamische Elemente enthalten, die sogenannten «Smart Contracts».
Hierbei handelt es sich um Protokolle und Algorithmen, die als DApps von einer
virtuellen Laufzeitumgebung, der Ethereum Virtual Machine (EVM) ausgeführt
werden. Die Blockchain ist also keine reine Liste von Transaktionen mehr.
Vereinfacht gesagt funktionieren DApps und Smart Contracts wie Automaten, die
durch einen Trigger, wie etwa eine Geldanweisung in Ether, zur Ausführung
vorher festgelegter Vereinbarungen veranlasst werden. Ether wird hierbei
benötigt, um Anwendungen im Ethereum-Netzwerk auszuführen. Gleichzeitig nutzen
die Entwickler es, um ihre Anwendungen und Smart Contracts zu erstellen. Die
Anwendungsvielfalt dieses Konzeptes ist gewaltig und derzeit noch nicht
wirklich überschaubar.
Ethereum ist will somit eine
Softwareplattform sein, die als dezentrales Internet und auch als dezentraler
App-Store operiert. Diese Plattform braucht die Währung Ether, um die
Rechenressourcen zu bezahlen, die benötigt werden, um eine Anwendung oder ein
Programm auszuführen. Ether erfordert keine dritte Partei, um die Zahlung zu
verarbeiten und Überweisungen finden anonym statt. Ether funktioniert dabei
nicht nur als digitale Währung, sondern fungiert auch als «Treibstoff» für die DApps
innerhalb des Netzwerks. Wenn ein Benutzer beispielsweise etwas in einer App
von Ethereum ändern möchte, muss er eine Transaktionsgebühr bezahlen, damit das
Netzwerk die Änderung verarbeiten kann.
Ether-Mining: Validierung der Transaktionen und Ether-Generierung
Wie Bitcoin, verwendet Ether
ein gemeinsames digitales Hauptbuch, in dem alle Ether-Transaktionen
aufgezeichnet werden. Es ist öffentlich zugänglich, vollständig transparent und
sehr schwer rückwirkend zu ändern. Die Transaktionen werden zu «Blöcken» gebündelt,
wobei jeder Block mit seinen vorherigen Blöcken verkettet wird. Bevor die
Transaktion jedoch dem Hauptbuch hinzugefügt werden kann, muss sie validiert
werden, und zwar durch einen Prozess namens Mining. Beim Mining wendet eine Gruppe
von sogenannter «Knotenpunkten» ihre Rechenleistung auf die Durchführung einer
«Proof of Work»-Aufgabe an, die im Grunde genommen ein mathematisches Puzzle
ist. Je leistungsfähiger der Computer ist, desto schneller kann er das Rätsel
lösen. Eine Antwort auf dieses Puzzle ist ein Beweis für die Arbeit und
garantiert die Gültigkeit eines Blocks. Viele Miner auf der ganzen Welt
konkurrieren miteinander, um einen Block zu erstellen und zu validieren. Denn jedes Mal, wenn ein Miner den Beweis für einen Block liefert, werden neue Ether-Token generiert und der betreffende Miner verdient als Belohnung 2 ETH. Diese 2 ETH haben aktuell einen Wert von etwa (EUR 241,08 x ETH) = EUR 482,14 (Stand: 28. Mai 2019). Diese 2 Ether-Anteile könnten aber reduziert werden, da die Kryptowährung weiter skaliert. Die Miner sind das Rückgrat des Ethereum-Netzwerks, da sie nicht nur Transaktionen und andere Operationen innerhalb des Netzwerks validieren, sondern auch neue Ether generieren. Ohne diese Miner würde das dezentrale Netzwerk zusammenbrechen.
Ethereum: Ein dezentralisierter Ansatz
Ethereum ist ein dezentralisiertes
System, d.h. es ist völlig autonom und wird von niemandem kontrolliert. Die
Mehrheit der Online-Dienste und Unternehmen basiert auf ein zentralisiertes System,
obwohl die Geschichte immer wieder gezeigt hat, dass sie fehlerhaft ist. Apps
und Online-Server, die einen zentralisierten Ansatz nutzen, sind extrem
anfällig für Hackerangriffe und auch Stromausfälle. Darüber hinaus verlangen
die meisten sozialen Netzwerke und Online-Dienste, dass ihre Nutzer persönliche
Daten bereitstellen, die dann auf ihren Servern gespeichert werden. Von dort
aus können diese Informationen leicht von der Firma selbst, ihren Arbeitnehmern
oder Hackern gestohlen werden. Bei Ethereum gibt es keinen zentralen Punkt des
Scheiterns, da es von Tausenden von Freiwilligencomputern auf der ganzen Welt
betrieben wird, was bedeutet, dass Ethereum niemals offline gehen kann. Das
gesamte Ethereum-System wird von einem globalen System der Knotenpunkte
unterstützt. Dabei handelt es sich um Freiwillige, die die gesamte Ethereum-Blockchain
auf ihre Desktops herunterladen und alle Konsensregeln des Systems voll
durchsetzen, also dafür sorgen, dass das Netzwerk diesen Standards gerecht
wird, und dafür Belohnungen erhalten.
Smart Contracts sorgen für ein sicheres, schnelles und kostengünstiges
System
Wesentlicher Bestandteil der
Ethereum-Infrastruktur sind Smart Contracts. Dies sind Verträge, die
automatisch ausgeführt und akzeptiert werden, sobald die gewünschte Summe ETH
überwiesen wurde. Ein Käufer überweist also eine geforderte Summe ETH an den
Verkäufer. Der entsprechende Smart Contract erkennt die Überweisung und sorgt
anschliessend dafür, dass der Kunde in die Blockchain erfasst wird und die
Leistung in Anspruch nehmen kann. Für die Sicherheit garantiert die
manipulationsresistente Blockchain selbst. Vereinbarungen werden automatisch ausgeführt,
sobald die vordefinierten Bedingungen erfüllt sind, wodurch der Zeit- und
Arbeitsaufwand für die manuelle Ausführung eines Geschäfts eliminiert werden.
Ein weiterer Vorteil ist dabei der Verzicht auf einen Vermittler, wie es sonst z.B.
ein Bankangestellter ist bzw. im Falle einer Software wie Apple, Google und
Microsoft mit ihren App Stores sind. Jede Transaktion wird innerhalb der
gesamten Blockchain – also auf allen mit dem Netzwerk verbundenen Geräten –
gespeichert. Daraus resultieren enorme Vorteile bezüglich der Sicherheit: Auf
zentralisierten Servern können Angreifer die Daten manipulieren. Das dezentrale
Konzept der Blockchain prüft die Integrität der gesamten
Datenbank jedoch permanent. Werden Manipulationsversuche entdeckt, korrigiert die Blockchain
dies automatisch. Smart Contracts können auch in weitaus komplexeren Fällen
angewendet werden; ihr Potenzial ist unendlich. Sie finden bereits Gebrauch
bei Projekten in den Bereichen Versicherungen, Immobilien, Finanzdienstleistungen,
Recht, Crowdfunding, politische Wahlen Logistik, Gesundheitswesen, Internet of
Things, u.v.m.
Alle Artikel zum Ether 1x1 finden Sie hier
Weitere Artikel zum Thema
01.10.2023 07:00:55