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Daimler: Nicht nur düstere Aussichten?

16. Juni 2020 | 3 Minuten
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Daimler legte im Mai ein deutliches Wachstum in China hin: Die Händler haben mehr als 70'000 Autos der Marke Mercedes-Benz an Kunden verkauft. Das sei ein prozentual zweistelliges Wachstum gegenüber dem Vorjahresmonat. Warum es nicht nur düster für den Stuttgarter Autobauer aussieht, lesen Sie hier.

Fehlende Kaufprämie für Autos mit Verbrenner

Die Autoindustrie ist mit rund 800'000 Beschäftigten die industrielle Schlüsselbranche in Deutschland. Entsprechend gross war die Enttäuschung, dass Union und SPD beschlossen haben, lediglich die bestehende Prämie für den Kauf von Elektrofahrzeugen zu verdoppeln. So sollen Käufer von Elektrofahrzeugen bis zum Nettolistenpreis von 40'000 Euro befristet bis Ende 2021 statt 3'000 Euro auf 6'000 Euro Förderung bekommen. Die grossen deutschen Hersteller und auch die drei «Autoländer» Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen hatten sich dafür eingesetzt, auch den Kauf von Autos mit Verbrennungsmotor mit Kaufprämien zu bezuschussen, um die Konjunktur anzukurbeln. Vor allem die SPD-Spitze hat sich vor einem Konjunkturpaket auch für schadstoffarme Benzin- und Dieselfahrzeuge versperrt. Allerdings arbeiten 95 Prozent der Beschäftigten in der deutschen Autoindustrie an Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben. Daher gebe es nur begrenzte Kapazitäten für Elektroautos. Die SPD wolle, dass die Autoindustrie noch stärker auf die Arbeitsplatzsicherung der Zukunft setzt und setzte mit dem Beschluss ein deutliches Zeichen.

Zum Paket der Koalitionsspitzen schrieb Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Auto-Forschungsinstitut CAR: «Bei der Elektromobilität sind die 6000 Euro für die rein batteriegetriebenen Autos ein sehr kräftiger Impuls». Allerdings schrieb er auch, «[e]s fehlt der grosse Schub für die restlichen 90 Prozent, und genau die 90 Prozent bewegen unsere Wirtschaft und unser Sozialprodukt». Da das Angebot der deutschen Autobauer bei Elektromodellen noch nicht so gross ist, könnten vor allem ausländische Firmen wie Tesla von einer reinen Elektroprämie profitieren. Daimler hat beispielsweise im Pkw-Bereich derzeit nur den Mercedes EQC als reines Elektroauto im Portfolio sowie die zwei Kernmodelle der Kleinwagenmarke Smart.

Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach, rechnet mit einem sehr schwierigen Jahr für die Autohersteller. «Die Herausforderung wird sein, dass Angebot von Elektroautos so schnell wie möglich zu erhöhen», sagt Bratzel. Die Bundesregierung habe der Branche ein klares Signal gegeben. Bratzel zufolge werde das einen massiven Arbeitsplatzabbau nach sich ziehen. «Bereits vor Corona war klar, dass die Elektromobilität zu einem Abbau von Arbeitsplätzen innerhalb der Autoindustrie führen wird. Wir gehen von Grössenordnungen von 15 bis 20 Prozent aus», sagt der Autoexperte. «Die Prämien werden nun den Übergang zur Elektromobilität und damit auch den Arbeitsplatzabbau beschleunigen.»

Mehrwertsteuersenkung

Um in der Coronakrise den Konsum anzukurbeln, wollen Union und SPD den regulären Mehrwertsteuersatz von Juli bis Ende 2020 um drei Prozent auf 16 Prozent senken. Der ermässigte Satz soll von sieben auf fünf Prozent gesenkt werden. Die Branchen sehen diesem Vorhaben mit gemischten Gefühlen entgegen.

Viele Autobauer wollen den Preisvorteil durch die Steuersenkung voll an ihre Kunden weitergeben, um vor dem Hintergrund ausbleibender Kaufprämien die Nachfrage in Deutschland zumindest teilweise wieder in Schwung zu bringen. Dies sei wichtig so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Die unter der VDA organisierten Hersteller schafften die Voraussetzungen dafür, dass die Absenkung der Mehrwertsteuer in vollem Umfang den Kunden zu Gute kommen könne.

Aus Sicht von Daimler sei die Absenkung der Mehrwertsteuer ein wichtiges Signal zur Stärkung der Binnennachfrage. BMW-Vorstandschef Oliver Zipse bezeichnete die getroffenen Massnahmen als «Transformationsbeschleuniger, um noch mehr Kunden für nachhaltige Mobilität zu begeistern».

Aussichten für Daimler

«Anfang des Jahres hat die Branche noch mit einem Volumen von weltweit 90 Millionen verkauften Pkws und leichten Nutzfahrzeugen für 2020 kalkuliert. Infolge der Coronakrise wurden diese Prämissen jetzt auf etwa 70 Millionen Einheiten zurechtgestutzt», erläutert LBBW-Analyst Frank Biller. So sanken die Neuzulassungen laut Kraftfahrtbundesamt im Mai um rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 168'000 Fahrzeuge. Im April hatten die Neuzulassungen sogar mehr als 60 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen und waren damit auf den niedrigsten Stand seit 1991 gesunken. Das Minus in der Produktion beträgt dem VDA zufolge von Januar bis Mai 44 Prozent. Mit einem Rückgang von 95.385 Fahrzeugen oder 30.4% liegt Daimler immerhin unter dem Branchendurchschnitt.

Einzig China gilt als Silberstreif. In Fernost könnten die Pkw-Verkäufe im Automarkt schon 2022 wieder ins Plus drehen. Daimler legte im Mai sogar ein deutliches Wachstum in China hin. Im Mai haben die Händler im Land mehr als 70'000 Autos der Marke Mercedes-Benz an Kunden verkauft, wie das Unternehmen am Dienstag twitterte. Das sei ein prozentual zweistelliges Wachstum gegenüber dem Vorjahresmonat, sagte Daimler-Vertriebschefin Britta Seeger.

Daimler-CEO Ola Källenius bilanzierte Mitte April vor seinen wichtigsten Führungskräften: «Covid-19 hat die Achillesferse der Autoindustrie offengelegt». Lange Entwicklungszyklen und zu hohe Fixkosten machen die Branche angreifbar. «Wir müssen handeln», bläute Källenius seiner Truppe ein. «Marge geht vor», lautet dabei seine Maxime. Zudem berge jede Krise auch Chancen, so verdeutlichte Källenius seinen Mitarbeitern: «Corona ist keine Pause, ist schon gar kein Ende, im Gegenteil: Es kann auch ein Neubeginn sein.»

Trotz der Meldung, dass der kriselnde französische Autobauer Renault mehrere Werke reorganisieren und weltweit rund 15'000 der 180'000 Arbeitsplätze abbauen will, stünde die Elektromobiliät bei Renault nicht auf dem Prüfstand. Daher solle auch die langjährige Zusammenarbeit mit Daimler fortgesetzt werden, wenn es nach der Vorstellung der Franzosen geht. Die Allianz mit den Stuttgartern habe «exzellente Ergebnisse» erzielt, lobte Renault-Verwaltungsratspräsident Jean-Dominique Senard. Daimler habe zuletzt entschieden, etwa die Zusammenarbeit im Transporterbereich fortzusetzen und die nächste Generation des Lieferwagens Citan gemeinsam mit Renault zu entwickeln

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