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China ebnet Weg für neue Ära

5. Dez. 2017 | 4 Minuten
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Die Reformen im Reich der Mitte, mit denen das Land eine neue Ära beschreiten will, werden weiter vorangetrieben. Die Umsetzung von immer weiteren Massnahmen solle nachhaltiges Wirtschaftswachstum generieren. Worauf China derzeit fokussiert.

Mit dem Reformprogramm Chinas sollen die Binnennachfrage sowie die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden. Zu diesem Zweck werden Förderungsmassnahmen ergriffen. Der gegenwärtige Fokus liegt auf den Zukunftssektoren «Wasser», «Distribution von Medikamenten», «Medizinische Geräte», «Biopharma», «industrielle Automatisierung» und «grossen Banken».

Interessante Möglichkeiten in chinesische «Zukunftssektoren»

Um die wohl vielversprechendsten Anlagethemen herauszufiltern, die aus dem wirtschaftspolitischen Reformprogramm entstehen könnten, wird Sun Hung Kai Financial (SHKF; ehemals North Square Blue Oak, NSBO), ein Experte im Bereich «China Policy Research», herangezogen. In halbjährlichen Analysen werden diejenigen Sektoren herausgefiltert, die am meisten von den Massnahmen der Zentralregierung profitieren dürften – daraus wird eine Selektion aus erfolgversprechender chinesischen Unternehmen zusammengestellt. Die ausgewählten Titel fliessen bei der halbjährlichen Anpassung in den Vontobel China Policy Performance-Index ein. Letzterer wurde im Mai 2013 lanciert; er reflektiert die Wertentwicklung immer von den Aktien, die dem SHKF-Auswahlpool jeweils entnommen werden. Aus Diversifikationsgründen müssen immer mindestens vier und maximal acht Sektoren im Index enthalten und weitere qualitative wie quantitative Kriterien erfüllt sein (vgl. Indexleitfaden). Der Vontobel China Policy Performance-Index ist ein Index der Solactive AG und wird von dieser berechnet und verteilt.

Die letzte Indexanpassung erfolgte am 09. November 2017. Zusammengesetzt wird der Vontobel China Policy Performance-Index derzeit aus Titeln, die den oben genannten Fokussektoren «Wasser», «Medikamente», «Medizinprodukte», «Biopharma», «industrielle Automatisierung» und «grossen Banken» zuzurechnen sind. Nachfolgend aufgeführt die wesentlichen Argumente der SHKF-Analysten.

Wasser im Zentrum zweier Reformen

Das Thema «Wasser» erscheint gleich in zwei Reformen: «Urbanisierung» und «Umwelt». Die Massnahmen, welche im Rahmen der Reformen ergriffen werden, sorgen für eine stetig steigende Nachfrage nach Wasser – und somit auch für eine verbesserte oder weiter ausgebaute Infrastruktur. Die «Fixed Asset Investments» (FAI) sind im Jahr 2017 beachtlich gewachsen. Rund 80% der Zielvorgabe von 900 Milliarden Yuan sind bereits erreicht. Und die SHKF-Analysten erwarten ein weiter robustes Wachstum in Infrastrukturinvestitionen, denn: Die in vielen Städten bereits ausgerollte Abwassergebühr wird noch weiter verbreitet – und soll auch in ländlichen Gebieten eingeführt werden. Dies wird weitere Investitionen in verbesserte Anlagen fördern. Eine Festlegung von Abwasserquoten soll dies zusätzlich unterstützen – und gleichzeitig zum Umweltschutz beitragen.

Aufstrebende Biopharma-Anbieter durch politische Unterstützung?

Der Biopharma-Sektor wird gleich durch mehrere politische Reformen vorangetrieben, was ihn zu einem strategisch stark getriebenen Bereich macht. Er fällt nicht nur in die Massnahmen bis 2020; denn der Bereich gehört ebenfalls zu den High-Tech-Sektoren, auf welche die Fertigungsstrategie «Made in China 2025» ausgerichtet ist. Es handelt sich bei ihm auch um einen Teilsektor, der vom 13. Fünfjahresplan für die Bio-Industrie betroffen ist. Das grosse Ziel der Massnahmen ist, ein durchschnittliches Jahreswachstum (CAGR) von 20% in der Biopharma-Industrieproduktion zu erreichen – auf 535 Milliarden Yuan bis 2020. Obwohl der Markt von Biopharma-Produkten im Wesentlichen durch Industrieländer geprägt ist, könnten kleine chinesische Akteure durch die politischen Massnahmen in der Lage sein, im Wettbewerb mitzuhalten. Ebenfalls wird im Zuge der Strategie «Made in China 2025» darauf abgezielt, mindestens 100 Unternehmen von der WHO zertifizieren zu lassen sowie den Weg für Exporte in globale Märkte zu ebnen. Unter der 60 Milliarden Yuan schweren «Precision Medicine Initiative», die im Jahr 2016 ins Leben gerufen wurde, sollen «Big Data», künstliche Intelligenz sowie Genforschung sowohl die Entwicklung von Medikamenten als auch die Diagnostik vorantreiben. Die betroffenen Unternehmen scheinen gemäss den SHKF-Analysten rasant zu wachsen.

Ein weiteres Fokusthema: medizinische Geräte

Anbieter von medizinischen Geräten können von den gegenwärtig stetig steigenden Gesundheitsausgaben sowie den protektionistischen Massnahmen, welche die Inlandbeschaffung von Krankenhäusern fördern, profitieren. Ziel ist hierbei, den stark von ausländischen Marken dominierten High-End-Markt mit inländischen Produkten zu ersetzen. Denn derzeit stammen 80–90% der medizinischen High-End-Geräte aus ausländischer Produktion. Bis 2020 soll der Marktanteil auf 50% ausgebaut werden und bis 2025 sollen chinesische Geräte sogar 70% des Marktanteils ausmachen. Steuervergünstigungen für Hightech-Forschungs- und Entwicklungskosten, tiefere Raummieten für Labore sowie Änderungen des Regulierungssystems, um Innovation stärker zu fördern, sollen diese Zielvorgaben ermöglichen.

Erhöhte Transparenz beim Vertrieb von Medikamenten

Von der vorgesehenen, raschen Konsolidierung der Medikamentenvertrieb dürften grosse, börsennotierte Pharmaunternehmen profitieren und in puncto Marktanteile zulegen. Ebenso profitiert der Medikamentenvertrieb durch die stetig ansteigenden Gesundheitsausgaben. Kern der Reform ist das «Zwei-Rechnungs-System», welches für grössere Transparenz in der Kostenstruktur sorgen und folglich die Kosten reduzieren soll. Denn das bisherige Businessmodell mit seinen vielen zwischengelagerten Stellen in der Supply-Chain und Margen verteuerte die Produkte, sorgte für eine undurchsichtige Struktur – und schaffte Raum für Korruption. Krankenhäuser können nun zwei Rechnungen vom Zulieferer verlangen. Eine, welche die Einkaufskosten beim Produzenten aufzeigt, und eine zweite, die Aufwände der Verteiler ausweist. Dies sollte zu höherer Transparenz bei Margen von Distributoren führen und schnell erkennen lassen, ob und welche Händler ihre Marktposition missbrauchen.

Der Wachstumstreiber «Automatisierung»

Die industrielle Automatisierung sowie Investitionen in neue, bessere und technisch fortgeschrittene Produktionsstätten stehen ebenfalls auf dem Reformprogramm. Investitionen in solche Anlagen sind ein wichtiger Wachstumstreiber in den nächsten Jahren. Unterstützt werden sie ausserdem durch die Initiative «Made in China 2025», welche die Modernisierung und Verbesserung der Infrastrukturen in zehn definierten Schlüsselindustrien vorantreiben soll. Dazu gehören unter anderem die Informationstechnologie, automatisierte Maschinen sowie die Robotik. Durch gesetzliche Reformen und steuerliche Begünstigungen sollen Innovationsgeist und Investitionen weiter gefördert und private Investitionen vorangetrieben werden. Zusätzlich soll die vereinfachte Kreditaufnahme für kleine Unternehmen unterstützend wirken.

Grosse Banken dürften nun ebenfalls profitieren

Das hat folgende Gründe: Die zunehmenden Kreditanfragen für Infrastrukturinvestitionen, die aus gleich mehreren Fokusthemen resultieren, müssen finanziert werden. Zudem wird die Kreditnachfrage von Privaten angesichts steigender Fremdkapitalkosten hoch bleiben. In Zeiten hoher Interbank-Zinssätze profitieren grosse Banken gleichzeitig von einer einerseits einfacheren und andererseits für sie lukrativeren Finanzierung – und sie geniessen einen direkten Zugang zu den Liquiditätsanlagen der chinesischen Zentralbank. Durch Reduktion der Schwelle zur Förderung präferenzieller Reverse-Repo-Rates (Zinssatz, zu dem die Zentralbank Geld bei regulären Banken aufnimmt) könnte bei bestimmten Banken zusätzliches Kapital freigesetzt und folglich die Kreditvergabekapazität erhöht werden. Der Kreditmix wurde ausserdem nochmals erhöht, die Kreditqualität verbessert.

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