Blockchain – zentraler Baustein der Wirtschaft von morgen
Mittwoch, 14. März 2018, Lesezeit: 8 Minuten
Eines der derzeit meistdiskutierten Trendthemen: die Blockchain. Doch was steckt eigentlich hinter der zukunftsgerichteten Technologie, welche Bereiche profitieren davon und wie könnten Investoren daraus Nutzen ziehen?
Die «Aufregung» um die Blockchain-Technologie ist gross – obwohl sich die genaue Rolle für Wirtschaft und
Gesellschaft noch nicht wirklich abschätzen und einordnen lässt. Dennoch scheint es, dass die Blockchain
Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme grundlegend verändern wird. Wir beschäftigen uns mit den zentralen
Fragestellungen. Was verspricht die Technologie und wie sehen aktuelle Praxisbeispiele aus? Wohin könnte die Reise gehen und wo stehen wir aktuell in der Entwicklung? Für Letzteres drängt sich ein Vergleich mit dem heutigen Internet (der Informationen) auf. Zu guter Letzt stellen
wir den Solactive Blockchain Technology Performance-Index vor und zeigen damit auf, wie Sie in das Blockchain-Thema investieren können.
Die Geburtsstunde der Blockchain-Technologie
Im Februar 2009 sorgte ein Internetblogbeitrag eines gewissen Satoshi Nakamoto für beträchtliches Aufsehen. Die Idee eines unabhängigen Zahlungsmittels hatte
die mysteriöse Person bereits einige Monate zuvor in dem mittlerweile legendären Whitepaper «Bitcoin: A Peer-
to-Peer Electronic Cash System» umrissen. Dies war nicht nur die Geburtsstunde der Kryptowährung «Bitcoin», sondern auch die der Blockchain-Technologie; zumindest eine der ersten praktischen Umsetzungen davon. Bereits vor mehr als 20 Jahren – im Jahr 1995 – experimentierte, gemäss dem Frankfurt School Blockchain Center
Working-Paper «Blockchain-Technologie: Vom Hype zur Wirklichkeit», der Londoner Think Tank Z/Yen bereits
mit sogenannten «Mutual Distributed Ledgers», einem «Vorboten» der heutigen Blockchain. Bitcoin ist
nichtsdestotrotz einer der wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der Blockchain-Technologie. Neben dem
Bitcoin sieht das Blockchain Center in Frankfurt die im Jahr 2015 eingeführte Ethereum-Blockchain ebenfalls
als wichtigen Meilenstein in der Entwicklungsgeschichte dieser Technologie. Mit ihr war es erstmals möglich,
automatisierte Transaktionen (Verträge), sogenannte Smart Contracts, auszuführen.
Grafik1: Blockchain-Scoring-Modell - Selektion von relevanten Unternehmen
Blockchain – das universelle Logbuch für Transaktionen
Transaktionen, Verträge und deren Aufzeichnung sind zentrale Teile in unserem Wirtschaftssystem. Mit der digitalen Transformation konnten sie aber nicht wirklich mithalten. Die Blockchain-Technologie, ein offenes, dezentral geführtes «Logbuch», welches Transaktionen sicher,
dauerhaft sowie effizient aufzeichnet und speichert, verspricht nun, dieses Problem zu lösen. In der Datenbank werden Transaktionen zwischen Parteien – Unternehmen wie Privatpersonen – digital dokumentiert, authentifiziert und «verewigt». So wird sichergestellt, dass digital abgebildete Transaktionen wie dokumentiert stattgefunden haben und nicht mehr verändert werden können. Z_punkt beschreibt in ihrem Whitepaper «Internet
der Werte» die Blockchain als ein universelles Logbuch für Transaktionen aller Art. Dabei ist die Rede von einer ubiquitären – also überall vorhandenen – Technologie, die absolute Transaktionstransparenz – unter streng regelbasierten Abläufen – gewährleisten will.
Das bekannteste «Logbuch» oder die bekannteste
Blockchain dürfte die von «Bitcoin» sein. Auf ihr werden alle je getätigten Transaktionen (Geldtransfers) unveränderlich gespeichert, ohne dass dafür «Aufseher» oder komplizierte Verifizierungsverfahren nötig sind. Intermediäre wie Banken sind damit überflüssig. Es sei erwähnt, dass die Technologie keinesfalls nur auf Geldtransaktionen – wie am Beispiel von «Bitcoin» aufgezeigt – beschränkt ist. Denn die Blockchain ist in Bezug auf die erfassten «Inhalte» neutral.
Neue Evolutionsstufe des Webs: das Internet der Werte
Um ein Gefühl für den Entwicklungsstand der Blockchain-Technologie zu erhalten, drängt sich ein Vergleich mit
der uns bekannten Internet-Technologie auf, denn viele Experten sehen die Blockchain-Technologie als nächste «Evolutionsstufe» des World Wide Web. Dan Tapscott beispielsweise, Co-Autor von «Die Blockchain Revolution», erläutert gegenüber mercury-processing.com passend: «Die erste Generation der digitalen Revolution hat uns das Internet der Informationen gebracht.
Die zweite Generation – angetrieben von der Blockchain-Technologie – bringt uns das Internet der Werte …»
Für das Blockchain Center gilt das Internet ebenfalls
«… als digitales Medium für Informationen (Internet
of Information) und die Blockchain als Medium für digitale Werte (Internet of Values)».
Die Experten sehen in der Blockchain eine Grundlagen-Technologie – wie es einst das Internet auch war beziehungsweise immer noch ist. Das Internet (der Informationen) veränderte die Distribution und den Konsum von Informationen. Die Blockchain-Technologie könnte die
Art und Weise, wie wir Transaktionen (jeglicher Art) unter zwei oder mehr Parteien ausführen, grundlegend verändern. Doch wo steht heute die Technologie im Vergleich zum Internet von damals?
Parallelen zur Entwicklung des Internets
Das Blockchain Center in Frankfurt macht den Internet-Vergleich mit einem Blick auf die Entwicklung des Internetprotokolls TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol) für das ARPAnet. Bei dieser ersten Anwendung – welche 1972 vorgestellt wurde – handelte es sich grundsätzlich um ein E-Mail-System. Dieses Beispiel greift auch die Harvard Business School
im Artikel «The Truth About Blockchain» auf. Für die Harvard-Experten liegen die Parallelen der Entwicklung zwischen Blockchain und TCP/IP auf der Hand. So ermöglichte das E-Mail-System erstmals die bilaterale Nachrichtenübermittlung, wobei Bitcoin, als erste Anwendung der Blockchain-Technologie, bilaterale Finanztransaktionen ermöglichte. Die Experten
aus Frankfurt und Cambridge sind sich einig; TCP/IP (Internet der Informationen) hat durch die drastische Senkung der Verbindungskosten neue wirtschaftliche Werte freigesetzt. In ähnlicher Weise könnte die Blockchain-Technologie (Internet der Werte) entsprechend Transaktionskosten dramatisch reduzieren. Setzt
sich die Technologie zur dezentralen Aufzeichnung von Transaktionen durch, sind sich die Harvard-Experten einig, dass sich die Wirtschaft radikal verändern könnte.
Glaubt man den Experten in Deutschland und in den USA, dann ist die Blockchain-Technologie auf dem Stand
des Internets (Internet der Informationen) von vor 1980. Die Experten sind sich hierbei jedoch uneins. Für
Harvard gilt, dass die Blockchain-Technologie ein grosses Potenzial hat und zudem einen grossen Einfluss auf Unternehmen und deren Wirtschaftlichkeit haben könnte. Die grosse Unbekannte ist der Zeitpunkt des Eintretens. Einen wichtigen Punkt diesbezüglich erwähnt Z_punkt: Damit die Blockchain-Technologie ein zentrales Element in der digitalen Transformation der Wirtschaft und
Gesellschaft werden kann, müsse erst «eine Kultur des Umgangs mit der Blockchain […]» entstehen.
Helfen könnten diesbezüglich Erfahrungen mit der Internetentwicklung. Zudem könnte das Internet unterstützend wirken und mit der Informationszugänglichkeit die Blockchain-Technologie schneller bekannt machen und etablieren.
«Wir sind mit Blockchain heute dort, wo wir 1969 mit dem ARPAnet waren. Wir sehen heute den ersten Nachweis der Wirksamkeit und erste kleinere Pilotprojekte […]»
Amber Baldet
Blockchain Program Lead bei J.P. Morgan (zit. in FSBC Paper, Blockchain-Technologie: Vom Hype zur Wirklichkeit)
Zukünftige Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Ideen für Anwendungsfelder der Blockchain gibt es tatsächlich viele. Sollte sie aber irgendwann ökonomische Interaktionen zwischen Personen und/oder Unternehmen komplett digital abbilden können, müssten Informationen zu Verträgen, Geldzahlungen sowie den involvierten Parteien durchgängig digital und für alle Parteien verfügbar sein. Das Whitepaper von Z_punkt zeigt mögliche Entwicklungsstufen, sortiert nach wachsender Eingriffstiefe in den menschlichen Alltag.
Die «Finanz-Blockchain»: Als Erstes sind Anwendungen im Bereich der Finanzen am naheliegendsten. Beispielsweise bargeldlose Abwicklungen von Bestellungen oder Peer-to-Peer-Modelle, die Transaktionen ohne Intermediäre abwickeln. Damit sollen Effizienzgewinne und vereinfachte Abläufe durch mehr Transparenz erreicht werden.
Als zweite Entwicklungsstufe sehen die Experten von
Z_punkt die «Vertrags-Blockchain». Sie knüpft eine gewisse Leistungserbringung an Bedingungen, welche über die Blockchain verifiziert werden. Damit stellt die «Vertrags-Blockchain» als «Trust Platform» automatisiert die Einhaltung von Verträgen sicher.
Die «biografische Blockchain»: Die dritte mögliche Entwicklungsstufe würde am tiefsten in unseren Lebensalltag eingreifen und ist gemäss Experten noch in weiter Ferne. In dieser Stufe würde der digitale Lebensalltag jedes Einzelnen in der Blockchain abgebildet. Nach dem Motto: «Die Blockchain weiss, was du letzten Sommer getan hast.» Mit den Fitness-Armbändern wurde
hier schon ein erster Schritt in diese Richtung gemacht.
«Smart Contracts» – intelligente Verträge, die sich automatisch erfüllen
Zurück zur Realität. Intelligente Verträge gelten als richtungsweisender Teil der Blockchain-Technologie.
Dabei sollen bürokratische Strukturen und Kosten abgebaut werden können. Vitalik Buterin – Blockchain-Vordenker und Ethereum-Gründer – träumt beispielsweise von Computerprogrammen, die ihre Geschäfte auf Basis von Smart Contracts abwickeln «[…] wie selbstfahrende Taxis, die auf sich selbst registriert sind und ihre Wartung durch ihre Einnahmen finanzieren» (Whitepaper Z_punkt).
Was sind Smart Contracts eigentlich? Dabei handelt es sich um vertragliche Regelungen in Form von Programmiercodes. Diese folgen einer sogenannten konditionalen Logik – einem «Wenn-dann-Muster». Werden bestimmte Voraussetzungen erfüllt, tritt automatisch eine vorbestimmte Vertragsklausel in Kraft. Mögliche
Anwendungsfelder scheinen unbegrenzt. Seien es die Abwicklung eines Kauf- oder Mietvertrages, politische Wahlen
oder gar ganz neue Arten von Unternehmensorganisationen – der Fantasie und Möglichkeiten sind hier fast
keine Grenzen gesetzt.
Gemäss den Experten aus dem Blockchain Center
in Frankfurt würden gerade Smart Contracts die Vorteile von Blockchain für IoT-(Internet-of-Things-)Anwendungen optimal ergänzen. Verträge zwischen Geräten könnten so automatisiert ausgeführt werden. Maschinen kommunizieren nicht nur miteinander – sie führen auch gleich Verträge untereinander aus. Ein interessantes Beispiel aus dem Working-Paper des Blockchain
Centers ist das Projekt «Brooklyn Microgrid». Hier wurde ein Peer-to-Peer-Energiemarkt entwickelt, bei dem
Hauseigentümer überschüssige Energie von Solaranlagen an Nachbarn verkaufen können – soweit nichts Neues. Der überschüssige Strom wird jedoch auf Basis von «Smart Contracts» automatisiert verkauft. So werden Kosten reduziert und die Energiebewirtschaftung funktioniert unabhängig von Energiekonzernen.
IBM und Maersk optimieren Supply-Chain-Management
Ein anderes Anwendungsbeispiel aus der Praxis: Die dänische Reederei Maersk und die US-amerikanische Software-Gruppe IBM spannen zur Optimierung des Cargo-Tracking auf Blockchain-Basis zusammen. Der Grund: Gemäss Maersk sind bei einer Lieferung von
Ostafrika nach Europa etwa 30 verschiedene Organisationen eingebunden und mehr als 200 Interaktionen
nötig. Dies sei kostspielig und aufwendig. Ein blockchain-basiertes Cargo-Tracking soll nun einen unveränderlichen Datensatz von Transaktionen entlang einer Lieferkette erstellen. Dieser soll in Echtzeit mit involvierten Unternehmen geteilt werden. Dies ermögliche es
allen Unternehmen entlang der Lieferkette, alle notwendigen Informationen über jede Transaktion in einem einzigen Informationsfluss zu sehen. Neben einem
Kosten- und Effizienzeffekt stand zudem die Datensicherheit im Fokus (FSBC Paper, Blockchain-Technologie:
Vom Hype zur Wirklichkeit). Maersk gehörte im Jahr 2017 zu den grössten Opfern des Cyber-Angriffs von
«NotPetya». Gemäss der «Financial Times» sei daraus
ein Schaden von schätzungsweise 250 – 300 Millionen US-Dollar entstanden.
Das Blockchain-Potenzial in Zahlen
Gehen Anleger von einem ähnlich grossen Potenzial aus wie einst für das Internet (Internet of Information),
könnte für die Blockchain-Technologie (Internet of Values) Ähnliches gelten. Glaubt man der Deutschen Bank
oder auch Accenture, wird bis 2027 – in etwas weniger als zehn Jahren – rund 10 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts in Blockchains gespeichert sein.
Im Jahr 2017 hat die Blockchain-Technologie gemäss «Practical Blockchain: A Gartner Trend Insight Report» der Gartner-Gruppe schätzungsweise vier Milliarden US-Dollar geschäftsbezogenen Mehrwert («Business Value-Add») geliefert. Bis 2025 sollen es 176 Milliarden und bis 2030 gar 3100 Milliarden US-Dollar sein. Dies würde einem geschätzten durchschnittlichen Wachstum (CAGR) von rund 67 % p. a. entsprechen.
Der Index – effizient in Blockchain-Unternehmen investieren
Weil die Entwicklung der Blockchain-Technologie noch in den Anfängen steckt, gehen wir davon aus, dass sich noch viel verändern wird. Unter diesen Vorzeichen könnte ein dynamisches Investitionskonzept umso wichtiger
sein. Der Solactive Blockchain Technology Performance-Index sorgt vor diesem Hintergrund dafür, dass das Thema dauerhaft diversifiziert, transparent und streng regelbasiert abgebildet wird (vgl. Indexleitfaden auf solactive.com).
Der Index berücksichtigt bis zu 20 Unternehmen aus verschiedenen Blockchain-Technologie-Subsektoren: Blockchain-spezifische Unternehmen, Hardware-Plattformen, Software-Plattformen und Unternehmen aussichtsreicher Sektoren mit dem grössten Wertschöpfungspotenzial; namentlich Finanzdienstleister, Gesundheitswesen, Mobilität/Transport, Energie,
Medien und Handel.
Grafik 2: Indexkonzept des Solactive Blockchain Technology Performance-Index
Die Grafik 2 illustriert das Indexkonzept mit den wesentlichen Auswahlkriterien. Massgebend sind in diesem
Kontext die Affinität zur Blockchain-Technologie sowie harte Finanzkennzahlen, die es zu erfüllen gilt. Ersteres wird durch ein Blockchain-Scoring-Modell abgedeckt (Grafik 1). In Betracht gezogen werden schliesslich die finanziell stärksten Werte. Berechnet und veröffentlicht wird der Index durch die Solactive AG. Die Indexanpassungen erfolgen halbjährlich. Das Zertifikat auf den Blockchain-Themenindex ermöglicht den einfachen Zugang zu einem Investment, mit dem Anleger während der Anlagedauer in heutige und zukünftige Unternehmen investiert
sind, die von Blockchain-Technologien profitieren dürften.
Weshalb sich ein Investment frühzeitig lohnen könnte
Rekapitulieren wir: Sind Anleger davon überzeugt, dass sich die Technologie rund um die Blockchain – wie
einst das Internet – durchsetzt, dann könnte ein Tracker-Zertifikat auf den Solactive Blockchain Technology
Performance-Index eine interessante Anlagemöglichkeit darstellen. Es sei erwähnt, dass sich die Technologie
in einem noch relativ frühen Stadium der Entwicklung befindet. Der direkte Vergleich zum Internet lässt vermuten, dass die Blockchain möglicherweise noch rund zehn Jahre benötigen könnte, um eine weit verwendete Grundlagentechnologie zu werden. Nichtsdestotrotz hat die Technologie die «Power», die Wirtschaft grundsätzlich zu verändern. Sich früh genug zu positionieren, nach dem Motto «Der frühe Vogel fängt den Wurm», könnte sich lohnen. Ein ebenfalls langfristiger Anlagehorizont könnte sich ebenfalls auszahlen.
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30.05.2023 20:11:07