Smartwatches und Wearables: der Einfluss eines Trends auf Schweizer Technologieunternehmen und die Uhrenindustrie

Smartwatches und Wearables: der Einfluss eines Trends auf Schweizer Technologieunternehmen und die Uhrenindustrie

Montag, 9. November 2015Lesezeit: 2 Minuten

Ein Jahrhundert nach der Lancierung der ersten Armbanduhr, gelang den Smartwatches nach zahlreichen erfolglosen Versuchen schliesslich der Durchbruch.

Das Aufkommen von Wearables wie Sport- und Fitnessuhren zur Messung der Aktivitäten und die weltweite Präsenz von Smartphones haben den Boden für die erfolgreiche Markteinführung der Apple Watch und anderer vollausgestatteter Smartwatches bereitet.

 

Was genau ist eine Smartwatch?

Gemäss unserer Definition ist eine Smartwatch ein am Handgelenk getragenes und mit der Aussenwelt verbundenes Gerät. Dieser Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Smartwatch Group erstellt, die mit einem Wachstum des Marktes von 1.3 Milliarden im Jahr 2014 bis auf 117 Milliarden Dollar im 2020 rechnet – sofern es sich bei 50% aller Uhren (650 Millionen Stück) dann um Smartwatches handelt.

 

Smartwatches sind ideale Geräte für Sensoren und andere Basistechnologien

Sensoren, Datenübertragung, Anzeigen, Power Management –Smartwatches und Wearables strotzen vor Technologie, Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Smartwatches gegenüber den Smartphones ist ihre Nähe zum menschlichen Körper. Dies erlaubt der Smartwatch die Messung von Aktivität und physiologischen Parametern mit Biosensoren. Aufgrund des steigenden Gesundheitsbewusstseins und der Wirksamkeit von Präventionsmassnahmen haben medizintaugliche optische Sensoren, welche die Herzfrequenz bzw. Herzfrequenzvariabilität, den Blutdruck, den Sauerstoffgehalt, den Cholesterin- und sogar den Blutzuckerwert messen, unseres Erachtens ein grosses Potenzial. Optische Herzfrequenzmonitoren finden zunehmend Akzeptanz. Allerdings entspricht bislang noch keine der bereits lancierten Smartwatches den medizinischen Anforderungen. ams ist in unseren Augen bereit, in diesen Markt vorzudringen, der bis 2020 einen Wert von schätzungsweise rund 300 Millionen US-Dollar aufweisen dürfte.

 

Auswirkungen auf Schweizer Uhrenindustrie nur im tiefen bis mittleren Preissegment (13% der Exporte). Allerdings werden die betroffenen Hersteller mit einem eigenen Angebot reagieren

Uhren des oberen bzw. Premium-Segments (Einzelhandelspreis >1 500 Franken) machen 87% der Schweizer Uhrenexporte aus. Auf dieses Segment dürften die Smartwatches keinen Einfluss haben. Im tiefen bis mittleren Preissegment wird es hingegen zu Veränderungen kommen. Wir gehen davon aus, dass 30-50% der Quarzuhren künftig das eine oder andere Smartwatch-Feature aufweisen werden. Swatch Group hat in diesem Preissegment einen Marktanteil von 60-65% (25% des Umsatzes). Am stärksten betroffen war in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 das mittlere Preissegment (Exportpreis 200-500 Franken) mit einem Rückgang von -8% (gesamte Schweizer Uhrenexporte -1.2%), während es im Premium-Segment nur zu unwesentlichen Verschiebungen kam (-1.1%). Bei der Unterscheidung von mechanischen und elektronischen Uhren fällt auf, dass die elektronischen Uhren (-11%) im Gegensatz zu den mechanischen Uhren (-0.1%) einen starken Rückgang verzeichneten.


Drei Experten im Interview:

 

Fazit: Chancen für Technologieunternehmen; begrenzte Auswirkungen auf die Uhrenindustrie

In dem von uns abgedeckten Schweizer Universum sehen wir ams in Zukunft als grössten Nutzniesser des Smartwatch-Marktes. Insbesondere wegen seiner medizintauglichen Biosensoren, aber auch dank weiterer Sensoren (Druck, Feuchtigkeit, Gas, Licht) sowie NFC-, Audio- und Power-Management-Lösungen. Im Bereich der GPS- und Drahtlosverbindungen könnte vor allem u-blox profitieren. Sein Gruppenumsatz dürfte dadurch aber nur begrenzt steigen. Inficon und Comet profitieren als Anbieter von Halbleitern und Anzeige- und Testing-Geräten indirekt. Bei Swatch Group wird sich der Trend vor allem auf das tiefe bis mittlere Preissegment (25% des Umsatzes) auswirken. Richemont dürfte kaum betroffen sein, da wir keinen Einfluss auf die Premium-Uhren und das Luxusgütersegment erwarten.


Unsere Experten:

Christoph König

Managing Partner der Smartwatch Group

Michael Foeth, PhD, CFA

Senior Equity Analyst,
Bank Vontobel AG

René Weber

Senior Equity Analyst,
Bank Vontobel AG

 

30.09.2023 15:22:33

 

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