Know-How
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Anlage- und Hebelprodukte – die häufigsten Fragen

28. Mai 2020 | 4 Minuten
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Das Coronavirus hat nicht nur die Aktienmärkte gehörig durcheinandergewirbelt und die Volatilität stark ansteigen lassen, sondern auch viele Fragen bei Anlegern rund um strukturierte Produkte wie Hebel- und Anlagezertifikate aufkommen lassen. Wir haben auf Grundlage der meist-gestellten Fragen einige Erklärungen zusammengestellt.

Know-how Handelbarkeit

Eines vorweg: Der Market Maker ist stets darauf bedacht während der Handelszeit fortlaufend Kurse zu stellen. Dies ist die Grundlage des Geschäftsmodells, das auf Handel beruht und keinesfalls wie von manchen Anlegern vermutet, die Spekulation gegen den Investor. Sollten ein-mal keine Kurse gestellt werden können, liegt dies häufig daran, dass beispielsweise an den Referenzbörsen kurz-zeitig keine Kurse für den Basiswert gestellt werden, weil der entsprechende Markt geschlossen ist oder der Basiswert aus anderen Gründen nicht gehandelt wird. Ein reibungsloser Ablauf der Handelsgeschäfte liegt somit ebenso im Interesse des Anbieters wie des Kunden.

Know-how Constant Leverage-Zertifikat

Constant Leverage-Zertifikate (Faktor-Zertifikate) spielen ihre Stärken bei kurzfristigen, stabilen Kurstrends aus. Sie sind jedoch für einige Marktphasen ungeeignet. Dazu zählen seitwärts-tendierende Märkte und Phasen mit einer hohen Volatilität. Für eine Buy-&-Hold-Strategie und das Aussitzen schwieriger Marktphasen sind Constant Leverage-Zertifikate daher denkbar schlecht geeignet.

Ein Constant Leverage-Zertifikat bezieht sich auf einen Faktor-Index (zum Beispiel 10x Long auf den SMI®), welcher die tägliche prozentuale Kursveränderung eines Referenzwertes (Index / Aktie) abbildet. Dieser reflektiert die Bewegungen des Referenzwertes auf täglicher Basis, wobei die Kursbewegungen durch den Faktor vervielfacht werden. Mit jedem Schlusskurs wird ein neuer Referenz-kurs definiert, der die Basis für die Preisentwicklung des Constant Leverage-Zertifikates am Folgetag darstellt. Damit entsteht eine Pfadabhängigkeit.

Ein Faktor-Index kann daher in Seitwärtsphasen deutlich an Wert verlieren, auch wenn sich der Kurs des Referenz-wertes kaum verändert hat. Der Hebel und die tägliche Anpassung des Ausübungspreises sorgen dafür, dass es Constant Leverage-Zertifikate Anlegern besonders schwer machen, Verluste wieder auszugleichen. Dies liegt auch daran, dass Constant Leverage-Zertifikate zwar keine Knock-Out-Barriere haben, der Faktor-Index jedoch eine Verlustschwelle besitzt.Kommt es zu starken, unvorteilhaften Kursbewegungen des Referenzwertes und berührt dessen Kurs die Schwelle, so wird eine untertägige Indexanpassung aus-gelöst. Diese kommt einer Realisierung der Verluste gleich, da die weitere Partizipation an Kursveränderungen des Referenzwertes nun von dem neuen, tieferen Niveau des Faktor-Index (Long) aus vollzogen wird.

Darüber hinaus kann es bei starken Kursverlusten im Zertifikat zur Kündigung der Constant Leverage-Zertifikate durch den Emittenten kommen. Dies geschieht beispielsweise, wenn eine Erholung des Kurses des Fak-tor-Index aufgrund der Pfadabhängigkeit in der Realität nahezu aussichtslos ist. Die Emittenten profitieren nicht von den Kündigungen der Constant Leverage-Zertifikate. Sie sichern ausstehende Zertifikate und Derivate mit Finanzinstrumenten an den Terminmärkten ab. Auf diese Weise sollen Risikopositionen neutralisiert werden. Diese werden kumuliert, was zu geringeren Transaktionskosten und niedrigeren Spreads (Spanne zwischen Geld- und Briefkurs) führt. Solche Vorteile werden an die Kunden weitergegeben.

Know-how Warrants

Warrants ermöglichen die gehebelte Partizipation an steigenden (Call) und fallenden (Put) Kursen eines Basiswertes. Der Hebel gilt auch für mögliche Verluste. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals tritt bei Call-Warrants ein, wenn der Basiswert am Laufzeitende unterhalb des Ausübungspreises (Strike) notiert. Der Preis eines Warrants setzt sich aus dem inneren Wert und einem Zeitwert zusammen:

Der innere Wert ist der Wert, den der Anleger erhalten würde, wenn er den Warrant sofort ausüben würde. Einen inneren Wert hat ein Call-Warrant, wenn der Kurs des Basiswertes über dem Ausübungspreis liegt. In diesem Fall liegt der Call-Warrant «im Geld». «Am Geld» befindet sich der Call, wenn Aktienkurs und Ausübungspreis ungefähr gleichauf liegen und «aus dem Geld», wenn er unter dem Ausübungspreis liegt. Der Zeitwert nimmt mit abnehmender Restlaufzeit ab und wird bis zum Bewer-tungstag auf null laufen. Der Zeitwert wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst wie die implizite Volatilität, Restlaufzeit, Zinsen und Dividenden.

Einen grossen Einfluss auf den Preis von Warrants hat – neben dem Kurs des Basiswertes – die implizite Volatilität. Diese beschreibt die vom Markt erwartete Schwankungs-breite des Basiswertes über die Restlaufzeit. Steigt die implizite Volatilität an, steigt auch der Preis der Option. Bei sinkender impliziter Volatilität sinkt dementsprechend der Preis der Option – egal ob Call- oder Put-Warrant! Dies liegt unter anderem daran, dass eine hohe Schwankungsbreite die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Option per Verfall «im Geld» endet.

Darüber hinaus kann es für den Emittenten mit steigender Volatilität schwieriger werden, Absicherungsgeschäfte auszuüben, weshalb sich die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs ausweiten kann. Ein Emittent hat ein Interesse daran, die Volatilität darzustellen, wie sie ist. Letztlich geht es um zufriedene Anleger. Bei marktfernen Volatilitäten könnte ein Überhang auf der Verkaufs- bzw. Kauf-seite entstehen.

Wichtig ist auch das Delta. Dieses gibt die Sensitivität des Warrants gegenüber Kursschwankungen des Basiswertes an. Zusätzlich spiegelt das Delta die Wahrscheinlichkeit, mit welcher sich ein Warrant bei Fälligkeit im Geld befindet. Ist ein Call weit aus dem Geld, reagiert er kaum (Delta nahe 0). Am Geld beträgt das Delta in der Regel 0.5. Steigt der Basiswert über den Ausübungspreis, erhöht sich das Delta. Tief im Geld liegende Calls reagieren stark auf Preisänderungen des Basiswertes, das Delta ist nahe 1.Turbulenzen an den Aktienmärkten, wie jüngst im Zuge der Corona-Krise, können unvorteilhaft für Käufer von Call Warrants sein. Durch die Kurseinbrüche der Aktien kann ein Call-Warrant weit aus dem Geld rutschen. Er besitzt folglich keinen inneren Wert mehr, das Delta geht gegen 0. Der Preis des Call Warrants wird in diesem Moment vom Zeitwert und der angestiegenen Volatilität bestimmt. Beruhigen sich die Märkte und beginnt sich der Basiswert zu erholen, reagiert der Warrant nur sehr schwach, da der Rückgang der Volatilität der Kurserholung entgegenwirkt.

Know-how Anlageprodukte

Mit Anlageprodukten können Anleger auf Seitwärts-märkte setzen. Die Corona-Krise hat zu grossen Verwerfungen an den Aktienmärkten geführt. In vielen Fällen wurden Barrieren gerissen. Trotzdem konnten die Renditeoptimierer ihrer Funktion vielfach gerecht werden und für einen gewissen Puffereffekt im Depot sorgen. Beispielsweise führt im Fall von Barrier Reverse Convertibles eine Barriereunterschreitung dazu, dass diese zum Laufzeitende häufig nicht mehr zum Nennwert zurückgezahlt werden, falls der Basiswert den dann relevanten Ausübungspreis nicht wieder erreicht. Aber selbst dann erhalten Anleger den Coupon. Ausserdem erfolgt bei Produkten mit physischer Lieferung statt der Rückzahlung des Nennbetrags in bar die Aktienlieferung des Titels mit der schwächsten Performance. Somit besteht auch nach Verfall noch die Möglichkeit einer Erholung. Zusätzlich kann der garantierte Coupon unter Umständen über die Kursverluste hinwegtrösten.

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